„Carl der Große“ Lewis kein Fan von Sprinter Bolt
Daegu (dpa) - Ex-Weltrekordler Carl Lewis gehört nicht zur großen Fangemeinde des jamaikanischen Sprint-Phänomens Usain Bolt. Der 50-jährige Amerikaner, einst auch „Carl der Große“ genannt, hält Bolt nicht für eine „Lichtgestalt“, die einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern sicher hat.
„Das Urteil steht noch aus“, sagte Lewis vor den in Daegu/Südkorea beginnenden Weltmeisterschaften der Nachrichtenagentur dpa. Der neunmalige Olympiasieger, der als Sprinter und Weitspringer ein Weltklasseathlet war, will sich auch nicht an Spekulationen beteiligen, ob Bolt seine Fabel-Weltrekorde über 100 Meter (9,58 Sekunden) und 200 Meter (19,19 Sekunden) noch weiter verbessern kann.
Der schnellste Mann der Welt selbst hält es nicht für ausgeschlossen, eine 100-Meter-Zeit unter 9,5 Sekunden zu laufen. „Jeder kann sagen, was er will, das gehört zum Geschäft“, meinte Lewis. „Lasst die Athleten laufen, und ich hoffe, sie werden ihr bestes Rennen haben. Mehr sage ich zu Bolt nicht.“
Lewis hält nichts von Erwägungen, Bolt könne zukünftig im Weitsprung antreten und dort den 20 Jahre alten Weltrekord von Mike Powell (USA/8,95 Meter) übertreffen. „Man kann nicht mit dem Weitsprung beginnen, wenn man über 20 Jahre alt ist und dann erfolgreich sein“, sagte Lewis zu Spekulationen, der schnelle Mann aus der Karibik könnte die Neun-Meter-Marke überspringen. „Das funktioniert nicht, das ist dumm. Weitsprung ist zu schwierig.“
Zu den Bewunderern von Bolt, der am Samstag in den 100-Meter-Vorläufen seinen ersten Auftritt als WM-Superstar haben wird, gehört Lamine Diack. Für den Präsidenten des Weltverbandes IAAF ist er ein Glücksfall: „Usain Bolt ist der berühmteste Sportler der Welt. Und es ist klar, dass ein Star dieser Statur einen enormen Werbewert für die Leichtathletik hat“, sagte der Senegalese.
Von seinem Vorzeigeläufer erwartet er in Daegu nicht den Vorstoß in neue Leistungsbereiche. „Usain Bolt hat öffentlich erklärt, dass er nicht glaubt, in dieser Saison seine Weltrekorde brechen zu können“, so Diack. „Er sagte ehrlich, seine Fitness sei wegen Verletzungen nicht die gleiche wie 2008 und 2009.“ Deshalb solle man sich an Bolts „außerordentlichem Talent erfreuen“ und genießen, welchen „entspannten Spaß er in die Stadien der Welt“ bringe und nicht spekulieren, wie schnell er in Zukunft noch sein könne.
Keine Sorgen macht sich Diack über die Zeit nach Bolt oder der nicht weniger charismatischen Stabhochsprung-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa aus Russland. „Nichts bleibt im Sport ewig, auch die größten Champions ziehen sich mal zurück. Neue charismatische Charaktere werden immer wieder auftauchen“, meinte er. „Wir sind ein elastischer Sport, die ihm innewohnende Unvorhersehbarkeit ist das Herzstück und die immerwährende Magie der Leichtathletik.“