Südkorea: WM für Leichtathletik-Förderung nutzen
Seoul (dpa) - In Asien hat sich Südkorea als stärkste Sportmacht hinter China etabliert, doch speziell in der Leichtathletik rennen seine Sportler der Weltspitze noch hinterher.
Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften vom 27. August bis 4. September im einheimischen Daegu will die südkoreanische Mannschaft deshalb zeigen, welches Potenzial in ihr steckt. Der Druck auf die Sportler und Sportlerinnen ist entsprechend groß. Südkorea hat seit der ersten WM 1983 in Helsinki noch nie eine Medaille geholt.
Durch das Großereignis erhofft sich deshalb das Gastgeberland - der südkoreanischen Kleinstadt Pyeongchang wurde erst vor wenigen Wochen das Austragungsrecht für die Olympischen Winterspiele 2018 zugesprochen - nicht nur einen Aufschwung für die nationale Leichtathletik. Auch das Interesse der Südkoreaner am Laufen, Springen und Werfen soll wachsen. „Die WM gibt den Menschen zumindest die Gelegenheit, die Leichtathletik zu würdigen“, sagt der Vize-Vorsitzende des Organisationskomitees, Moon Dong Hoo. Die Wettkämpfe könnten zugleich neue Impulse geben, den Sport zu fördern.
Der heimischen Leichtathletik fehlen Topstars wie die Olympiasiegerin im Eiskunstlauf, Kim Yu Na, die im Land als eine Art Nationalheldin verehrt wird. Darin sieht der nationale Leichtathletik-Verband (KAAF) eines der großen Probleme. „Bedauerlicherweise sind die Menschen nicht an der Leichtathletik interessiert“, sagt der Chefcoach der südkoreanischen WM-Mannschaft, Moon Bong Gi. Er hoffe, dass die diesjährige WM einen Star aus den eigenen Reihen hervorbringen werde.
Rund 5300 Athleten, einschließlich Mittel- und Oberschüler, seien beim Verband registriert. „Das ist keine große Zahl“, teilt der KAAF mit. Viele Athleten würden später zu populäreren Sportarten wie Fußball und Baseball wechseln.
Das Ziel des Verbands bei der WM in der 2,5-Millionen-Stadt Daegu im Südosten des Landes ist vergleichsweise bescheiden: In zehn Wettkämpfen will man ins Finale kommen. Für die meisten der 60 Sportler und Sportlerinnen im Team Südkorea geht es dabei weniger um Medaillen. Vor allem auf neue Landesrekorde haben sie es abgesehen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine eindrucksvolle Leistung zeigen und unsere Fans nicht enttäuschen werden“, meinte der Teamkapitän und 110-Meter-Hürdenläufer Park Tae Kyong bei der offiziellen Vorstellung der Mannschaft Anfang August. Da die WM vor heimischem Publikum stattfinde, gehe man in die Wettkämpfe auch mit einer anderen Einstellung als sonst.
Gute Medaillenchancen rechnet sich der Verband besonders im Marathonlauf der Männer aus. In dieser Disziplin ist Südkorea traditionell stark, auch wenn es zurzeit nicht mehr so gut klappt. Neben Baseball, Fußball und Taekwondo hat das Laufen auch eine große Bedeutung für den Breitensport im Land. Zwei Olympiasieger hat Korea hervorgebracht.
Der Läufer Jung Jin Hyuk glaubt nach Angaben von Team-Coach Moon sogar an WM-Gold. „Weil das Wetter in Daegu heiß und feucht ist, könnte es für die Athleten aus anderen Ländern ein sehr hartes Rennen werden.“ Er sei sich sicher, dass Jung zumindest Bronze holen werde, sagt Moon. Männliche Finalisten erwartet Südkorea überdies im Dreisprung und Weitsprung, beim Gehen über 20 Kilometer, Speerwerfen und Stabhochsprung sowie beim 110-Meter-Hürdenlauf und der 4x100-Meter-Staffel. Bei den Frauen soll es im Marathon und im Weitsprung funken. Die Stabhochspringerin Choi Yun Hee kündigte an, den von ihr gehaltenen Landesrekord von 4,40 Metern brechen zu wollen.
Moon ist angesichts des Ehrgeizes seiner Schützlinge optimistisch: „Ich bin sicher, wir haben auch Potenzial in der Leichtathletik wie etwa im Eislaufen oder Schwimmen.“ Junge Athleten würden gefördert und Trainer ausgebildet. „Eines Tages werden sie koreanische Weltklasse-Athleten sehen.“