Rekord verpasst Comeback im zweiten Anlauf: Gabius Sechster in Frankfurt

Frankfurt/Main (dpa) - Völlig ausgepumpt umklammerte Arne Gabius nach dem Zieleinlauf um Halt suchend Renndirektor Joe Schindler.

„Ich wollte unter 2:10 Stunden finishen und habe am Ende alles auf eine Karte gesetzt“, sagte der 36-jährige Wahl-Stuttgarter erschöpft nach dem starken sechsten Platz in 2:09:59 Stunden beim Frankfurt-Marathon.

Dass er seinen vor zwei Jahren am Main aufgestellten deutschen Rekord (2:08:33 Stunden) verpasste, war angesichts seiner Leidensgeschichte zur Nebensache. „Ich bin überglücklich“, freute sich Gabius über sein starkes Comeback im zweiten Anlauf. Für einen Überraschungssieg sorgte Shura Tola aus Äthiopien in 2:05:50 Stunden vor seinen Landsleuten Kelkile Woldaregay (2:06:56) und Getu Feleke (2:07:46).

Lauf-Profi Gabius musste wegen einer Schambeinentzündung seinen Start bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro absagen und konnte erst zu Beginn des Jahres wieder das Training aufnehmen. Bei seinem Comeback im April in Hannover hatte er bei Kilometer 30 aufgeben müssen. Allerdings lief auch danach nicht alles nach Plan. Während eines Trainingslager im August in St. Moritz traten wieder Schmerzen am Schambein auf. „Da war ich am Boden zerstört und dachte das Jahr ist gelaufen“, berichtete Gabius. Doch binnen einer Woche war er dank Intensivbehandlung wieder fit.

Um keinen Rückfall zu erleben, stellte er seine Ernährung radikal um und trank vor allem viel Tee. „Anis-, Kamille-, Kümmel- und auch Babytee für einen besseren Schlaf habe ich getrunken“, sagte Gabius.

Und es half in Frankfurt prima. Nach der Halbmarathon-Distanz lag er in 1:03:49 Stunden noch auf Rekordkurs, obwohl zwei seiner Tempomacher schon bei neun Kilometer ausgestiegen waren, er mit teilweise kräftigem Wind und nachlassender Kraft zu kämpfen hatte. Kein Wunder: Schließlich hatte die Geburt seines Sohnes Frederik Bosse am vergangenen Donnerstag einige Stunden Schlaf gekostet.

Auf den letzten fünf Kilometern fing er sich jedoch wieder, konnte den Vorjahreszweiten Mark Korir (Kenia/10.) und in einem beherzten Duell auch den Polen Hendryk Szost hinter sich lassen. Nebenbei sicherte sich Gabius den deutschen Meistertitel und blieb unter der Norm für die Europameisterschaften 2018 in Berlin, wo er aber nicht im Marathon an den Start gehen wird. Stattdessen will er über 10 000 Meter antreten: „25 Runden im Olympiastadion - das ist auch super.“

Bei den Frauen trumpfte Lokalmatadorin Katharina Heinig stark auf. Die Läuferin der LG Eintracht Frankfurt wurde als Achte beste Europäerin - und deutsche Meisterin. In 2:29:29 Stunden knackte auch sie die EM-Norm. „Das war ein Hammer-Renner. Es lief perfekt“, sagte die 28-Jährige. „Nach hinten raus war es hart, da der Wind zeitweise so stark war, dass man fast aus der Gruppe rausgeweht wurde.“

Die Vorjahreszweite Fate Tola (Braunschweig) musste sich mit Rang neun und 2:30:12 Stunden begnügen. Den Sieg sicherte sich die kenianische 5000-Meter-Olympiasiegerin Vivian Cheruiyot in 2:23:35 Stunden. Zweite wurde Yebrgual Arage aus Äthiopien in 2:24:30 Stunden vor Meskerem Wondimagegn (Äthiopien/2:24:38).