Der Magen: Friedrich sagt EM-Start ab - „Ganz bitter“
Helsinki (dpa) - So übel ging es Ariane Friedrich lange nicht mehr. Wegen Magenschmerzen hat die deutsche Hochsprung-Rekordhalterin ihren EM-Start in Helsinki absagen müssen, dazu kamen Kreislaufprobleme: Ins Bett statt auf die Hochsprungmatte.
Für die Frankfurterin wird es nun ganz, ganz eng mit der Olympia-Qualifikation. Nun hofft sie auf das Meeting am Sonntag in Eberstadt. „Wir werden alles versuchen, diese letzte Chance noch einmal wahrzunehmen“, sagte ihr Trainer und Manager Günter Eisinger. „Wir geben erst dann auf, wenn es keine Chance mehr gibt.“
„Ich habe um vier Uhr morgens einen Anruf bekommen. Ariane war gestern sehr optimistisch, sie wollte hier eine Medaille gewinnen“, sagte Thomas Kurschilgen, der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). „Das Aus ist großes Pech für sie.“
Die Vorzeichen, so Eisinger, seien optimal gewesen: „Die Gegnerinnen, die sie sich gewünscht hat. Das Wetter hätte gepasst. Sie war gestern absolut euphorisch, hatte ein hervorragendes Krafttraining absolviert. Deshalb ist es so bitter, dass sie heute nicht starten konnte.“
Sind Friedrich die Formprobleme auf den Magen geschlagen? „Mit der Psyche, wie manche spekuliert haben, hat es definitiv absolut nichts zu tun“, betonte Eisinger. Es war wohl das Sushi. Die Medaillenanwärterin hatte die japanische Spezialität genossen - wie sie es laut Eisinger seit fünf Jahren am Vorabend eines Wettkampfs gerne tut. Hochsprung-Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen berichtete nach einem Besuch am Krankenbett, die Sportlerin habe sich eben nochmal übergeben müssen: „Als sie erfahren hat, dass 1,90 Meter reichen, war sie noch geknickter.“
Nicht einmal 1,92 Meter - ihre bisherige Saisonbestmarke - hätte Friedrich für den Finaleinzug überfliegen müssen. Der Vorkampf am Mittwoch und das Finale am Donnerstag waren jedenfalls die vorletzte Chance der Springerin, die für London geforderten 1,95 Meter zu springen. 2,06 Meter hat sie in ihrer Karriere schon geschafft - deutscher Rekord.
Eine Stunde vor dem EM-Vorkampf kam vom Verband die Nachricht, dass Friedrich ausfällt. „In der Nacht hat sich bei ihr Übelkeit eingestellt. Wir vermuten, dass es ein Magen-Darm-Infekt ist“, sagte Brigitte Kurschilgen. Um 7.30 Uhr habe Mannschaftsarzt Andreas Nieß entschieden, den Wettkampf abzusagen. „Für Ariane ist das sehr bitter“, meinte sie mitfühlend.
Für Friedrich geht nun das Nervenspiel weiter: Bei den verregneten deutschen Meisterschaften in Wattenscheid hatte die frühere Hallen-Europameisterin nur 1,86 Meter gemeistert, am Samstag bei einem kurzfristigen Start in Erfurt 1,88. „Ich bin zum Kopfmenschen mutiert, aber eigentlich muss ich den Kopf ausschalten“, erklärte sie zuletzt ihr Dilemma.
Das Olympia-Jahr scheint unter einem schlechten Stern zu stehen für Friedrich. Nach ihrem Achillessehnenriss im Dezember 2010 fehlte sie im vergangenen Jahr bei der WM in Daegu/Südkorea, gab aber im Winter ihr Comeback. Zuletzt kämpfte die 28-jährige Polizeikommissarin mit Problemen im Anlauf, nachdem sie wieder von neun auf elf Schritte umgestellt hatte.