Deutsche Weltmeister zwischen Formsuche und Mama sein

Karlsruhe (dpa) - Ring frei für David Storl: 156 Tage nach seiner Knie-Operation gibt der zweimalige Kugelstoß-Weltmeister am Samstag sein Comeback. Karlsruhe, Messehalle 2, 15.35 Uhr - bei den Hallenmeisterschaften der deutschen Leichtathleten will der 24-Jährige zeigen, was er drauf hat.

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„Das Training läuft ganz gut. Vor drei Wochen hat David bei einem Test im IAT schon über 21 Meter weit gestoßen“, sagte sein Trainer Sven Lang. Storls Hallen-Bestleistung steht seit drei Jahren bei 21,88 Metern.

„Ich traue ihm zu, dass er in Karlsruhe mit einem guten Ergebnis starten kann. Wenn er das Niveau nicht hätte, würde ich ihm abraten“, versicherte der Coach. „Ich will da schließlich keinen vorführen. Wir riskieren nichts.“ Die Hallen-EM Anfang März in Prag „haben wir im Visier“, meinte Lang. „Das ist aber nicht das Hauptziel in dieser Saison.“ Ende August will Storl, der im November vom LAC Chemnitz zum SC DHfK Leipzig wechselte, in Peking sein WM-Gold verteidigen.

Rätsel gibt Raphael Holzdeppe auf. Wie in der verkorksten Saison 2014 kommt der Stabhochsprung-Weltmeister auch in diesem Jahr überhaupt nicht in Schwung: 31. Januar, Karlsruhe: Der 25-Jährige scheitert dreimal an seiner Anfangshöhe von 5,40 Metern. 11. Februar, Dessau: „Salto nullo“ bei der Einstiegshöhe von 5,21 Metern. 14. Februar, Berlin: Beim ISTAF Indoor fühlte er sich beim Einspringen nicht gut - und packte die Stäbe wieder ein.

„Das ist für einen Weltmeister besonders schwer zu verkraften. Ich kann verstehen, dass er auf Tauchstation geht“, sagte Bundestrainer Jörn Elberding der Deutschen Presse-Agentur. Holzdeppe sei ja nicht der Erste, der durch ein solches Tief muss. Aber „auch der Raphael wird die Kurve kriegen“, betonte Elberding, für den ein Start Holzdeppes in Karlsruhe außer Frage steht: „Stand heute tritt er an.“

Andrei Tivontchik, Holzdeppes Heimtrainer beim LAZ Zweibrücken, traut ihm dort die EM-Norm (5,65 Meter) zu: „Auf jeden Fall.“ Auch DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen ist optimistisch: „Raphael wird durch Wettkämpfe, härtere Stäbe und einen längeren Anlauf wieder Sicherheit und Selbstvertrauen gewinnen.“

Diskuswurf-Weltmeister Robert Harting hat seine große Hallen-Show in diesem Winter schon hinter sich: Beim ISTAF machte der 30 Jahre alte Berliner einen guten Job als Co-Kommentator. Zwölf Wochen nach seiner Kreuzband-OP konnte er zum Comeback noch nichts Konkretes sagen. Diese Phase „muss man noch überstehen und darf nichts riskieren“.

Einen Start bei den deutschen Freiluft-Meisterschaften Ende Juli in Nürnberg schloss der Olympiasieger praktisch aus. „Das wird leider nichts. Ich lasse alles auf mich zukommen, aber ich rechne nicht damit“, sagte der „Sportler des Jahres“. Nach der Reha habe er bis Ende Januar nichts machen dürfen, nun müsse Kraft aufgebaut werden.

Der Winter ist für eine Speerwerferin wie Christina Obergföll seit jeher Trainingszeit. Ende Juni 2014 brachte sie Sohn Marlon zur Welt, seit Anfang Oktober ackert die 33-Jährige von der LG Offenburg wieder für ihren Sport-Job. Kürzlich gab sie zu: „Ich manage derzeit meinen Tag mit Training und Mama sein.“

Entspannt geht die „Sportlerin des Jahres“ von 2013 ihr Comeback an: „Ich habe alle Zeit der Welt.“ Für die WM Ende August in Peking hat sie - wie alle Moskau-Weltmeister - eine Wildcard. Auch der Traum von Olympia 2016 in Rio de Janeiro lebt: „Ich will noch mal angreifen.“