DLV-Chefcoach vor Team-EM: „Wollen uns teuer verkaufen“
Braunschweig (dpa) - Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) will den Heimvorteil nutzen, um bei der Team-Europameisterschaft am Wochenende in Braunschweig Platz eins zu erobern.
„Titelverteidiger Russland ist der Topfavorit, doch wir wollen uns so teuer wie möglich verkaufen“, sagte DLV-Cheftrainer Cheick-Idriss Gonschinska auf einer Pressekonferenz in Braunschweig. „Dazu brauchen wir aber die eine oder andere Überraschung.“
Der Einstieg der DLV-Asse in die Saison, die vom 12. bis 19. August mit den Europameisterschaften in Zürich ihren Höhepunkt hat, ist vielversprechend. 40 deutsche Athleten stehen in der europäischen Bestenliste auf einem der ersten drei Plätze, 74 Sportler haben die EM-Norm schon abgehakt. „Wir haben bei der WM 2009 in Berlin gute Erfahrungen vor heimischen Publikum gemacht. In Braunschweig wollen wir gewinnen“, kündigte Linda Stahl, die Weltjahresbeste im Speerwurf, an. Auch DLV-Präsident Clemens Prokop ist überzeugt: „Der Wille zum Sieg ist da.“ Zwischen 20 000 und 30 000 Zuschauer werden nach Angaben der Organisatoren im Eintracht-Stadion am Samstag und Sonntag erwartet.
Zu den starken Kandidaten für Einzelsiege in den insgesamt 40 Disziplinen (je 20 Männer und Frauen) gehören Weltrekordlerin Betty Heidler (Hammerwurf), Weltmeister David Storl und Christina Schwanitz (beide Kugelstoßen), Weitspringer Christian Reif, Olympiasieger und Kapitän Robert Harting (Diskus) und 1500-Meter-Flitzer Homiyu Tesfaye. Auch Hürdensprinterin Verena Sailer, Diana Sujew (3000 Meter) oder Malaika Mihambo (Weitsprung) bewiesen schon, dass sie in der europäischen Spitze mithalten können.
Der DLV gewann die Team-EM bei der Premiere 2009 in Leira/Portugal, danach war stets Russland auf Platz eins. In Braunschweig gehen neben dem dreimaligen Gewinner und dem Gastgeber noch Athleten aus Frankreich, Italien, Großbritannien/Nordirland, Polen, der Ukraine, Spanien, Schweden, aus der Türkei, Tschechien und den Niederlanden an den Start. Zu den größten Rivalen um die vorderen drei Ränge gehören Frankreich und Polen. Bei den Briten sind einige der besten Kräfte nicht im Team, darunter Doppel-Olympiasieger Mo Farah.
„Wir sind gut aufgestellt, vom Gefühl her sogar besser als 2013 in Gateshead“, sagte der dreimalige Weltmeister Harting. Allerdings fehlen im Aufgebot der 50 Deutschen aus Verletzungsgründen einige Leistungsträger. Stabhochspringerin Silke Spiegelburg, Nadine Müller (Diskus) und der aktuell schnellste DLV-Sprinter, Lucas Jakubcyk, mussten passen. Auch Weltmeister Raphael Holzdeppe (Stabhoch) ist nicht dabei. Er ist noch nicht in Form. Dafür will Tobias Scherbarth versuchen, Weltrekordler Renaud Lavillenie aus Frankreich Paroli zu bieten.