Friedrich quält sich für neue Höhenflüge - Ziel WM

Frankfurt/Main (dpa) - Als Ariane Friedrich die Hantel nach oben wuchtet, geht ein Raunen durch die halbe hessische Landesregierung. Fünfmal 45 Kilo - und das Ganze fünfmal hintereinander mit jeweils nur einer kurzen Pause dazwischen.

Die deutsche Hochsprung-Rekordhalterin lässt die Gewichte zu Boden krachen, dass Ministerpräsident Volker Bouffier zusammenzuckt. Beim Besuch am Olympiastützpunkt Frankfurt haben sich Hessens Spitzenpolitiker davon überzeugen können, dass Ariane Friedrich wieder bereit zu neuen Kraftakten und Höhenflügen ist.

„Ich bin gut im Training und unheimlich zufrieden“, sagte die frühere Hallen-Europameisterin nach zwei ganz schwierigen Jahren. „Und ziemlich entspannt. Aber Höhenprognosen gibt es von mir nicht.“ Friedrichs kräftige Beine zeugen von einem kontinuierlichen Trainingsaufbau. 62 Kilo wiegt die 29-Jährige derzeit. Bis zum geplanten ersten Wettkampf voraussichtlich im Mai, so ihr Trainer und Manager Günter Eisinger, „muss sie noch ein bisschen am Gewicht arbeiten. Aber momentan ist es gut so, um die Belastungen zu verkraften.“ Fünf Kilo sollen noch runter.

Nach einer Schulteroperation im Herbst war Ariane Friedrich erst einmal zum Nichtstun verdammt. „Ich konnte sechs Wochen lang keinen Sport machen“, erklärte die WM-Dritte von Berlin 2009. Die Hallen-Saison hat sie deshalb sausenlassen, „da konnte ich mehr Basistraining machen.“ Eisinger war's nicht unrecht: „Wir konnten in aller Ruhe aufbauen.“

Von Schlagzeilen hat Ariane Friedrichs Vertrauter genug. 2012 war ein turbulentes Jahr mit vielen Tiefen für das Duo. Nach einem Achillessehnenriss versuchte sie wieder auf die Beine zu kommen. Für Aufsehen sorgte aber zunächst ihre „Facebook-Affäre“: Die Polizeikommissarin hatte nach der sexuellen Belästigung durch einen Mann per E-Mail dessen Adresse und Namen veröffentlicht und damit eine Kontroverse ausgelöst.

Sportlich ging es nur mühsam voran: Die Olympia-Norm verpasste Ariane Friedrich eigentlich, wurde aber dennoch vom DOSB für die Sommerspiele nominiert. Auch das ging nicht geräuschlos über die Bühne. Bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Helsinki konnte sie wegen eines Magen-Darm-Virus' nicht antreten. Und in London scheiterte sie in einer nervenaufreibenden Qualifikation mit 1,93 Meter und verpasste das Finale.

Große Taten will Ariane Friedrich deshalb für dieses Jahr gar nicht ankündigen. „Moskau ist das große Ziel“, sagte Eisinger nur. Dort steht im August die WM an. Dass der Ehrgeiz seines Schützlings nicht erloschen ist, deutet er zumindest an. „Sie möchte noch einmal hoch springen.“ Friedrichs deutscher Rekord aus dem Jahr 2009 liegt bei 2,06 Meter.