Goldenes Kugel-Double durch Storl und Kleinert
Helsinki (dpa) - Doppel-Gold für Nadine Kleinert und David Storl im Kugelstoß-Ring, Silber und Bronze für die Speerwerferinnen Christina Obergföll und Linda Stahl: Die deutschen Leichtathleten sind am dritten Tag der Europameisterschaften zu Höchstform aufgelaufen.
Der bärenstarke Weltmeister Storl war mit 21,58 Metern wieder mal Chef im Ring, auch Kleinert holte sich bei der Olympia-Generalprobe in Helsinki ihren ersten EM-Titel ab.
Storl schockte seine elf Rivalen gleich im ersten Durchgang mit 21,19 Metern; in der dritten Runde legte der 21 Jahre alte Chemnitzer nach und steigerte seine Saisonbestleistung um 45 Zentimeter. Dem Niederländer Rutger Smith (20,55) nahm der Sachse mehr als einen Meter ab - die sechste Medaille (3 Gold/2 Silber/1 Bronze) für das starke deutsche Team war der Lohn für eine Weltklasse-Leistung.
Auch bei Olympia in London sollte jeder den Deutschen auf dem Zettel haben. „Ich denke, die letzten Jahre haben gezeigt, dass auch die Amerikaner nervös werden. Ich versuche, ganz gezielt daraufhin zu arbeiten und mein Bestes zu geben“, sagte Storl. Marco Schmidt aus Sindelfingen wurde mit 19,65 Metern Achter.
In der Abendsonne von Helsinki hatte Kugelstoß-„Oma“ Nadine Kleinert zuvor ihren ersten Europameister-Titel bejubelt, auch Speerwerferin Christina Obergföll erkämpfte wieder eine Medaille. Bis zum vierten Versuch lag die Favoritin sogar auf Titelkurs, am Ende glänzte Silber. Die 30-Jährige von der LG Offenburg, die jahrelang im Schatten von Steffi Nerius stand, musste sich am Freitag mit 65,12 Metern nur der Ukrainerin Wira Rebryk (66,86) geschlagen geben.
„Ich bin froh, dass ich im ersten Versuch eine gute Weite gezeigt habe. Ich bin froh über die gute Serie, aber ich bin ein bisschen enttäuscht, dass es schon wieder Silber ist“, sagte Obergföll. Für Titelverteidigerin Linda Stahl aus Leverkusen reichten 63,69 Meter diesmal zum dritten Platz.
Mit 36 Jahren holte sich Nadine Kleinert ihr erstes internationales Gold. Die Magdeburgerin stieß die Kugel 19,18 Meter weit und machte ihrer Freude mit einem Schrei Luft. Nach drei sechsten Plätzen und einem siebten Rang hat die Olympia-Zweite von 2004 das erste EM-Gold wie eine Erlösung empfunden, sie konnte die Freudentränen nicht mehr zurückhalten. „Ich kann auch heulen, wenn ich gut war. Mittlerweile strahle ich heller als die Sonne“, meinte die dreimalige WM-Zweite.
Beim Siegerfoto mit der deutschen Fahne lachte Nadine Kleinert schon wieder und ging dann auf die Ehrenrunde. „Ich ziehe den Hut vor Nadine, in ihrem Alter sowas noch zu erreichen. Sie ist noch nicht am Ende ihrer Leistungsfähigkeit für dieses Jahr“, sagte ihr Trainer Klaus Schneider. Kleinerts Clubkollegin Josephine Terlecki wurde mit 18,33 Metern Vierte, Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) landete mit 18,25 Metern auf dem fünften Platz. Silber holte die Russin Irina Tarasowa (18,91) vor der Italienerin Chiara Rosa (18,47).
Auch Diskus-Weltmeister Robert Harting peilt an diesem Samstag sein erstes EM-Gold an. Nach einer fast schlaflosen Nacht war der Berliner müde in den Ring gestiegen, entledigte sich im Vorkampf aber mit Weiten von 64,88 und 65,49 Meter seiner Pflicht. „Ich hatte es mir leichter vorgestellt“, meinte der Weltmeister von 2009 und 2011.
Für Betty Heidler war die EM schon am Vormittag zu Ende. Die Hammerwurf-Weltrekordlerin patzte überraschend in der Qualifikation mit indiskutablen 65,06 Metern - das war's. Die Titelverteidigerin konnte ihre Sachen packen und die ersehnte Medaille abhaken. Dabei war die zweimalige Vize-Weltmeisterin mit einer Erfolgsserie von zwölf Siegen nach Finnland gereist. „Ich habe mich gut gefühlt. So eine Situation habe ich lange nicht gehabt“, sagte die 28 Jährige von der LG Eintracht Frankfurt. Vereinskollegin Kathrin Klaas kam mit 68,95 Meter locker in den Endkampf.
Mit einem Super-Satz hat sich Weitspringer Sebastian Bayer zum Medaillenkandidaten gekürt. Der 26 Jahre alte Hallen-Europameister vom Hamburger SV flog gleich im ersten Versuch mit etwas zu viel Windunterstützung 8,34 Meter weit und qualifizierte sich für die Entscheidung am Sonntag. „Ich hoffe, dass ich diese Weite im Finale bestätigen und vielleicht noch weiter springen kann. Aber das ist dann wieder ein ganz anderer Wettkampf“, sagte Bayer.