Harting trotzt Hitze: Mit drei Spritzen ins Finale
Daegu/Südkorea (dpa) - Drei Spritzen, zwei Würfe, eine Riesenchance: Diskus-Recke Robert Harting hat der Hitze und seinem lädierten Knie getrotzt und kann den Kampf um eine WM-Medaille aufnehmen.
„Ich muss einfach Gas geben. Das wird morgen schon, das wird cool“, sagte der Titelverteidiger, nachdem er am Montag die schweißtreibende Qualifikation bei der Leichtathletik- Weltmeisterschaft in Daegu überstanden hatte.
Im Finale am Dienstag will der 26 Jahre alte Diskus-Recke aus Berlin noch einmal alles geben, um vor allem seine Fans nicht zu enttäuschen: „Man muss sich schon selber pushen. Geht's nicht weit, ist es schon peinlich“, meinte der einzige Titelverteidiger im 71-köpfigen deutschen Team.
Harting hatte zuletzt noch im Trainingslager in Kienbaum unter einer Entzündung der Patellasehne im linken Knie gelitten und ständig über Schmerzen geklagt. Die Operation Gold war in Gefahr, Trainer Werner Goldmann musste mit dem 2,01 Meter großen Athleten Aufbauarbeit leisten, die Ärzte waren gefordert. „Drei Spritzen ins Knie heute, drei Spritzen morgen - das geht schon“, versicherte der Weltmeister von 2009 und EM-Zweite des Vorjahres.
Noch ist Harting nicht wieder Alte, man sieht es dem gebürtigen Lausitzer an. „Ich habe mich heute auf den Wettkampf gefreut - das war vielleicht das Problem“, erklärte er seinen Gemütszustand. Zumindest hat er die Qualifikation überstanden, zweimal schleuderte Harting die Zwei-Kilo-Scheibe aus dem Ring. Nach dem ersten Wurf von 64,93 Meter kam er noch auf 63,75 Meter - und packte dann seine Tasche, obwohl die fürs Finale geforderte Weite höher lag.
„Bei dieser Hitze wollte ich nur noch raus. Die Quali-Norm von 65,50 ist ein Meter mehr als sonst immer. Das ist ein Witz, das schaffen in der zweiten Gruppe höchstens zwei“, sagte der Student der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Keiner der 31 Diskuswerfer erreichte am Ende die Norm, nur vier waren besser als der Weltmeister von 2009.
Der Pole Piotr Malachowski (65,48), der Harting vor einem Jahr bei der EM in Barcelona bezwang, kam als Bester bis auf zwei Zentimeter an die Quali-Norm heran. Im Feld der zwölf Finalisten ist Harting allerdings die einzige DLV-Hoffnung. Denn seine Mannschaftskollegen Markus Münch (Wedel/Pinneberg/60,80 Meter) und Martin Wierig (Magdeburg/61,68) schieden aus.
In Hartings Appartement im Athletendorf in Daegu hat der Titelverteidiger einen Zettel ans Schwarze Brett gepinnt: „Die anderen sind hier, um zu verlieren.“ Das erzählte sein Mitbewohner, der Dresdner Hochspringer Raul Spank: „Der strotzt vor Energie, das ist schon ansteckend.“