Jamaikas Carter ungedopt - Powell-Trainer wehrt sich
Düsseldorf (dpa) - Im Doping-Skandal der Weltklassesprinter ist der jamaikanischen Leichtathletik ein weiterer Schaden erspart geblieben. Nachdem es Gerüchte gab, der zweimalige Staffel-Olympiasieger Nesta Carter gehöre auch zu den fünf positiv getesteten Jamaikanern, gab es nun die Entwarnung.
Sein Manager Adrian Laidlaw teilte mit, dass der mit 9,87 Sekunden zweitschnellste Mann des Jahres hinter dem aufgeflogenen Dopingsünder Tyson Gay nicht gedopt war und sich auf die Weltmeisterschaften vom 10. bis 18. August vorbereitet. Am kommenden Wochenende will er bei einem Meeting in London starten.
100-Meter-Weltmeister Yohan Blake (Jamaika) werde dagegen bei der WM in Moskau definitiv nicht an den Start gehen, teilte sein Manager Cubie Seegobin mit. Blake hatte schon seinen Start bei den nationalen Meisterschaften im Juni wegen der Oberschenkelverletzung abgesagt. Für Weltrekordler Usain Bolt dürfte der Weg zum WM-Titel nun frei sein, nachdem sein Landsmann Asafa Powell und Tyson Gay positiv getestet worden waren.
Unterdessen hat der umstrittene Fitnesstrainer der in den Dopingskandal verwickelten Powell und Sherone Simpson (beide Jamaika) jede Schuld von sich gewiesen. „Beide Athleten sind eindeutig auf der Suche nach einem Sündenbock. Ich habe Asafa Powell und Sherone Simpson nicht mit verbotenen oder illegalen Substanzen versorgt“, erklärte der Kanadier Christopher Xuereb in einer Stellungnahme. „Die bei mir gefundenen Präparate wurden von der italienischen Polizei als legal befunden. Ich weiß nicht, was die Athleten zusätzlich genommen haben.“
Am Dienstag hatte der Manager der beiden Sprinter den Coach für die positiven Tests verantwortlich gemacht. Es müsse mit den von Xuereb verabreichten Nahrungsergänzungsmitteln zusammenhängen, sagte Powells Agent Paul Doyle. Man wolle nicht Xuereb die Schuld für alles geben, aber er sei derjenige gewesen, der die Präparate zur Verfügung gestellt hat.
Der frühere 100-Meter-Weltrekordhalter Powell und Simpson, die bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen mit der jamaikanischen Sprint-Staffel Gold gewonnen hatte, gehören zu den fünf jamaikanischen Leichtathleten, die bei den nationalen Meisterschaften im Juni positiv getestet wurden. In ihren Dopingproben wurde das Stimulanzmittel Oxilofrin gefunden.
„Es scheint so, dass die Athleten meinen Anregungen oder den WADA-Richtlinien nicht gefolgt sind. Es ist an der Zeit, dass die Athleten ihre Verantwortung übernehmen“, ergänzte Xuereb und verwies darauf, dass es weitere positive Fälle von Athleten gegeben habe, mit denen er gar keinen Kontakt hatte.
Die italienische Staatsanwaltschaft hatte im Zuge des Skandals Untersuchungen gegen Powell, Simpson und Xuereb eingeleitet und bei der Durchsuchung der Hotelzimmer in Lignano Sabbiadoro nicht identifizierte Substanzen konfisziert. Dem Trio hatte in der italienischen Küstenstadt ein Trainingslager absolviert.
Schon vor dem Ergebnis der B-Probe und der Eröffnung eines Verfahrens laufen dem amerikanischen Sprint-Star Gay die Sponsoren davon. Nach einem Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung“ will auch der Schweizer Luxusuhren-Hersteller Omega den US-Amerikaner nicht mehr als Markenbotschafter beschäftigen. Bereits am Montag hatte der Sportartikelhersteller Adidas den Ausrüster- und Sponsoring-Vertrag mit Gay ausgesetzt.
Unterdessen hat Deutschlands Leichtathletik-Legende Armin Hary als Reaktion auf die jüngsten Doping-Enthüllungen die Streichung der Sprint-Weltrekorde gefordert. „Man sollte einen Strich ziehen und sagen: Wir annullieren alle Weltrekorde im Sprint. Alles, was unter zehn Sekunden ist, streichen wir erst einmal“, sagte der Olympiasieger von 1960 in einem Interview der „Abendzeitung“.
„Ich will nicht sagen, dass dies der Tod der Leichtathletik ist, aber wir sind sehr, sehr krank“, sagte Hary, der die 100 Meter als erster Mensch in 10,0 Sekunden gelaufen war. Der inzwischen 76-Jährige erhob schwere Vorwürfe gegen Athleten, die des Dopings überführt sind. „Das tut mir alles sehr, sehr weh. Sie treten den Sport, den ich derart liebe, mit Füßen.“