Dopingforscher sagt Skandale auch in Deutschland voraus
Berlin (dpa) - Sportmediziner Perikles Simon befürchtet nach den positiven Tests der 100-Meter-Sprinter Tyson Gay und Asafa Powell einen zeitnahen Dopingskandal auch in Deutschland.
„Wenn die Verfahren ernsthaft umgesetzt würden, würde ich sagen: Es ist nur eine Frage der Zeit“, sagte der Dopingforscher der Gutenberg-Universität Mainz der „Berliner Morgenpost“. Simon und forderte eine Aufklärung der Interessenkonflikte im Antidoping-Kampf.
„Ich sehe als Sportmediziner bei mir in der Ambulanz Nachwuchsathleten und ich kann mir ausmalen, wie viele von denen später an der Nadel hängen. Die im Prinzip Drogen nehmen wie ein Junkie am Bahnhof“, sagte Simon. Er habe mit einem Kollegen eine Erhebung im Pool der Nachwuchssportler gemacht und festgestellt, dass sieben Prozent der durchschnittlich 16-Jährigen angaben, Dopingmittel zu nehmen. „Und da reagiert in Deutschland aus dem Sportbereich niemand drauf“, kritisierte er.
Zudem gebe es menschliche Gründe, „zum Beispiel der Kontrolleur, der sich bestechen lässt. Es gab im deutschen Handball einen Fall, in dem eine Kontrolleurin den eigenen Urin abgegeben hat. Wir wissen von Sportlern, die, obwohl sie von ihrer positiven A-Probe wussten, versucht haben, das Labor zu bestechen.“ Das seien Hinweise darauf, dass die Möglichkeiten der Einflussnahme auf das Kontrollsystem nach aller Möglichkeit ausgeschöpft werden.
DOSB-Generaldirektor Michael Vesper befürchtet dagegen keinen zeitnahen Dopingskandal in Deutschland. „Das sind Spekulationen, die bringen uns nicht weiter“, sagte Vesper nach einer Präsidiumssitzung des Deutschen Olympischen Sportbundes in Frankfurt/Main.
Vesper betonte: „Die Sportler der deutschen Olympia-Mannschaft wollen saubere Erfolge.“ Testerfolge wie bei Powell und Gay hätten abschreckende Wirkung: „Es wird riskanter für Sportler zu betrügen. Wer einen glaubwürdigen Anti-Doping-Kampf möchte, muss damit leben, dass es prominente Dopingsünder gibt. Und es darf einen auch nicht schrecken, dass man vielleicht einen Imageschaden hat.“