Kugelstoß-Weltmeister Storl für EM-Finale qualifiziert
Helsinki (dpa) - Nicht ausgeschlafen, aber hellwach im Ring! Kugelstoß-Weltmeister David Storl hat müde und dennoch mühelos die Qualifikation bei der Leichtathletik-EM in Helsinki überstanden.
„Ich bin mit dem Stoß nicht zufrieden. Das war nicht das Gelbe vom Ei“, übte der 21-jährige Chemnitzer Selbstkritik. Dabei hatte er im ersten Versuch gleich die geforderte Norm von 20,30 Meter punktgenau getroffen und damit das Finale am Freitag erreicht.
„Ich wollte das schnell abhaken und in der Qualifikation nicht so viele Körner lassen. Es sollte ein Probelauf sein“, sagte Storl, dessen Aufstieg zu einen der weltbesten Kugelstoßer 2010 bei der EM in Barcelona mit Platz fünf begann. Nach dem Blitz-Finaleinzug im Olympiastadion von 1952 kam er zwar mit einem dicken Eisbeutel aus dem Innenraum, gab aber wegen seiner Kniereizung Entwarnung: „Ich hatte sicherlich etwas Probleme richtig aufzutreten, aber es wird weiter kein Problem sein.“
Bis zum Endkampf der besten zwölf Kugelstoßer Europas am Freitag hat er nun zwei Tage Zeit, das Wehwehchen weiter auszukurieren. „Das ist ein Vorteil. Ich mache noch zwei Trainingseinheiten und jogge etwas“, sagte Storl, der nun Topfavorit auf den Titel ist. Nur der Niederländer Rutger Smith wuchtete die Kugel in der Ausscheidung noch über die 20-Meter-Marke (20,55). „Im Finale geht es im ersten Versuch schon um alles“, erwartet der 126 Kilogramm Hüne. „Eine Medaille möchte ich schon mitnehmen, aber Europameister klingt schön.“
Im Finale will er 21,20 bis 21,30 Meter schaffen. 21,13 Meter weit hat er in dieser Saison die Kugel schon gestoßen. Da der polnische Olympiasieger Tomasz Majewski auf die EM verzichtete und sich nur auf die London-Spiele konzentriert, erhöht sich Storls Chance auf EM-Gold. Für den Olympiasieg, mit dem er seinen rasanten Aufstieg in die Weltspitze krönen könnte, will er erstmals in seiner Karriere die 22-Meter-Barriere knacken: „Dann muss man schauen, wofür es reicht.“
Mit der persönlichen Saisonbestzeit von 11,14 Sekunden ist Verena Sailer ins 100-Meter-Halbfinale gesrintet. Die Titelverteidigerin aus Mannheim gewann souverän ihren Vorlauf. Weiter kamen auch Tatjana Pinto (Münster/11,41) und Anne Cibius (Mannheim/11,40) in ihren Ausscheidungsrennen. Schneller als Sailer war nur die frühere Hallen-Europameisterin über 200 Meter, Iwet Lalovw aus Bulgarien, mit 11,06 Sekunden. Sailer hatte vor zwei Jahren in Barcelona in 11,10 Sekunden Gold gewonnen. Das Halbfinale findet am Mittwochabend statt, die Medaillen werden am Donnerstag vergeben.
Die beiden deutschen Weitspringerinnen Sosthene Moguenara und Melanie Bauschke haben das EM-Finale erreicht. Zwar schaffte keine die Qualifikations-Weite von 6,65 Meter, doch der Wattenscheiderin Moguenara reichten auch drei Zentimeter weniger, um im Endkampf am Donnerstag dabei zu sein. Die Berlinerin Bauschke qualifizierte sich mit 6,43 Metern; für Sinje Florczak aus Paderborn reichten 6,15 Meter dagegen nicht zum Sprung ins Finale. Nur drei von 30 Starterinnen schafften die Qualifikationsweite, neun rückten ins Finale nach.
Mit der fünftbesten Vorlaufzeit ist Georg Fleischhauer souverän ins Halbfinale über 400 Meter Hürden gerannt. Der Dresdner gewann sein Ausscheidungsrennen in 50,22 Sekunden. Auch Tobias Giehl (49,98) von der LG Würm Athletic kam weiter. Disqualifiziert wurde der Münchner David Gallnow. Die schnellste Zeit legte der Belgier Michale Bul Theel mit 49,65 Sekunen vor.
Nach der Absage von Ariane Friedrich hat auch Marie-Laurence Jungfleisch (Kornwestheim/Ludwigsburg) das Hochsprung-Finale verpasst. Die 21-Jährige überquerte 1,87 Meter, allerdings erst im zweiten Versuch. Das reichte nicht für den Sprung ins Finale, das am Donnerstag damit ohne deutsche Beteiligung über die Bühne geht. Die Qualifikationshöhe von 1,92 Meter schaffte keine Athletin, die besten überquerten 1,90 Meter.
Die beiden deutschen 800-Meter-Läufer Sören Ludolph und Sebastian Keiner stehen in Helsinki im Halbfinale. Ludolph, der dreimalige deutsche Meister aus Braunschweig, qualifizierte sich in 1:47,10 Minuten mit der viertbesten Zeit. Der Erfurter Keiner erreichte sogar als 18. in 1:48,09 noch die nächste Runde. Vorlauf-Schnellster war der Brite Gareth Warburton in 1:45,80.
Mit der achtbesten Vorlaufzeit hat 400-Meter-Läuferin Esther Cremer das Halbfinale erreicht. Die deutsche Meisterin vom TV Wattenscheid qualifizierte sich am Mittwoch in 52,76 Sekunden locker für die nächste Runde. Vorlauf-Schnellste war die Weißrussin Ilona Usowitsch in 51,98 Sekunden. Cremer ist die einzige deutsche Einzelstarterin auf der Stadionrunde.
Hindernisläufer Steffen Uliczka steht trotz eines Sturzes im Finale. Der vierfache deutsche Meister von der SG TSV Kronshagen/Kieler TB kam in Helsinki als Sechster des zweiten Vorlaufs in 8:29,55 Minuten weiter. Er musste sich nach dem letzten Hindernis erst wieder aufrappeln und fiel dadurch im Endspurt zurück. Die Medaillen werden am Freitag vergeben, Uliczka hatte vor zwei Jahren bei der EM in Barcelona Platz sechs belegt.
Titelverteidigerin Verena Sailer ist über 100 Meter souverän in das Finale eingezogen. Mit 11,17 Sekunden wurde die Mannheimerin Zweite im Halbfinale. Schneller war nur Olesia Powh (Ukraine), die 11,13 Sekunden lief. Weiter kamen auch Tatjana Pinto (Münster/11,39) und Anne Cibius (Mannheim/11,36). Das Sprint-Finale wird an diesem Donnerstag ausgetragen.
Um zwei Hundertstelsekunden hat der deutsche 100-Meter-Meister Lucas Jakubczyk das Finale verpasst. Der Berliner wurde im dritten Halbfinal-Lauf Vierter in mäßigen 10,32 Sekunden. Auch Julian Reus aus Wattenscheid schied aus.