Zehnkämpfer Behrenbruch Halbzeit-Zweiter
Helsinki (dpa) - Nach 22 Jahren greift wieder ein deutscher Zehnkämpfer nach einer EM-Medaille. Ausgerechnet Sturkopf Pascal Behrenbruch soll sie holen. Der 27 Jahre alte Frankfurter sammelte am ersten Tag der Leichtathletik- Europameisterschaften in Helsinki 4291 Punkte und war mehr als zufrieden.
Dank der Halbzeit-Bestleistung lag Behrenbruch am Mittwochabend auf dem zweiten Platz - nur 61 Zähler hinter dem führenden Ukrainer Alexej Kasjanow. „Bestleistung am ersten Tag“, jubelte der lange Blonde, „den Ukrainer hole ich mir morgen noch.“
Als Dritter nimmt der Serbe Mihail Dudas (4193) den zweiten Tag in Angriff. Der Hallenser Norman Müller war nach fünf Disziplinen mit 4173 Punkten starker Vierter, EM-Debütant Mathias Brugger aus Ulm lag bei Halbzeit auf dem zwölften Platz. Titelverteidiger Romain Barras (Frankreich) ist in Helsinki nicht am Start.
„Bis zum Hochsprung lief's über Plan, jetzt läuft es wieder nach Plan“, hatte Behrenbruch schon vor dem 400-Meter-Lauf gesagt. „Die Bestleistung mit der Kugel, alles perfekt“, meinte der WM-Siebte von Daegu. Am Finnischen Meerbusen übernachtet Behrenbruch nun als Zehnkampf-Zweiter, am zweiten Tag will er angreifen. Seine größte Stärke ist Kasjanows gravierende Schwäche: der Speerwurf.
„Ich will in diesem Jahr eine Medaille gewinnen. Bei der EM ist die Chance riesig“, hatte Behrenbruch vor dem ersten Saison-Höhepunkt gesagt. Der zweite folgt 42 Tage später beim olympischen Zehnkampf in London. Den gut gemeinten Rat der DLV-Experten, auf einen Doppelstart zu verzichten, schlug der eigenwillige Hesse aus.
Nach flotten 10,93 Sekunden über 100 Meter und 7,15 Metern im Weitsprung stieß Behrenbruch die Kugel 16,89 Meter weit - persönliche Bestleistung um 24 Zentimeter übertroffen. Mit den 1,97 Metern im Hochsprung war er dann nicht ganz so glücklich.
Behrenbruch gilt im Olympiastadion von 1952 als Favorit, weil er als Nummer 1 der Meldeliste angereist ist. Als Dritter in Götzis hatte er Ende Mai 8433 Punkte erkämpft. Die bis dato letzte EM-Medaille für die deutschen Zehnkämpfer, die 2010 in Barcelona überhaupt nicht präsent waren, hatte 1990 Olympiasieger Christian Schenk erobert: Vor 22 Jahren gab es Bronze für den Rostocker.