Kugelstoßer Storl wieder Chef im Ring

Karlsruhe (dpa) - Kugelstoß-Ass David Storl war beim Comeback gleich wieder der Chef im Ring, seinem Weltmeister-Kollegen Raphael Holzdeppe droht dagegen wie in der Vorsaison ein Horror-Jahr.

Völlig verunsichert vergab der Stabhochspringer vom LAZ Zweibrücken bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe seine letzte Chance, sich doch noch für die Leichtathletik-EM vom 6. bis 8. März in Prag zu qualifizieren.

Vor 4600 Zuschauern in der ausverkauften Messehalle 2 enttäuschte der 25-Jährige auch bei seinem vierten Hallenauftritt in Serie: Nach dem „Salto nullo“ bei seiner Anfangshöhe von 5,35 packte der 5,82-Meter-Springer frustriert seine Stäbe ein und saß teilnahmslos auf einer Bank. „Im Moment ist leider der Wurm drin. Ich versuche, das im Training aufzuarbeiten“, erklärte Holzdeppe, der nun alles auf die Sommersaison setzen muss: Immerhin hat er als Weltmeister Ende August bei der WM in Peking eine Wildcard. Seinen ersten Hallentitel sicherte sich der Leverkusener Tobias Scherbarth mit 5,70 Metern.

Storl avancierte nach seinem beachtlichen Saisondebüt mit Meistertitel und europäischer Jahresbestleistung zum heißen Goldkandidaten für Prag. 156 Tage nach seiner Knie-Operation düpierte der 24-Jährige die Konkurrenz. „Fünf gültige Versuche und der letzte mit 21,26 - ich bin total zufrieden“, sagte der Leipziger. In der „goldenen Stadt“ möchte er sein erstes internationales Gold unterm Hallendach holen. „Ich denke nicht, dass das hier das Ende der Fahnenstange war“, meinte der zweimalige Weltmeister.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband will mit „30 plus x“ Sportlern in Prag antreten, kündigte Chef-Bundestrainer Idriss Gonschinska an. Große Hoffnungen ruhen dann auch auf Mittelstrecken-Ass Homiyu Tesfaye. Der Frankfurter holte sich am Sonntag seinen dritten Titel über 1500 Meter in 3:41,68 Minuten. Erst vor drei Tagen hatte der gebürtige Äthiopier den deutschen Hallenrekord in Stockholm zum zweiten Mal in diesem Winter verbessert - auf 3:34,13 Minuten. „Die Nummer eins in der Welt muss bei deutschen Meisterschaften gewinnen“, meinte der Jahresweltbeste in der Halle lachend.

In einem packenden Sprintfinale hatte der Wattenscheider Christian Blum am Samstag seinen Titel in 6,57 Sekunden verteidigt und den 27 Jahre alten 60-Meter-Rekord von Sven Matthes nur um vier Hundertstel verpasst. Der Berliner Lucas Jakubczyk (6,58) und Blums Clubkollege Julian Reus (6,61) belegten die weiteren Plätze.

Bei den Frauen setzte Verena Sailer ihre Siegesserie fort. Die frühere Freiluft-Europameisterin stellte im 60-Meter-Finale in 7,12 Sekunden ihre persönliche Bestzeit ein. Es war der schon siebte Titel für die Mannheimerin seit 2008. Ihr Motto: „Einfach Vollgas - durch!“ Freudentränen vergoss Sailers Vereinskollegin Alexandra Burghardt nach Platz zwei in 7,24 Sekunden und der erfüllten EM-Norm.

Beide Titel im 60-Meter-Hürdensprint gingen zum LAZ Leipzig: Erik Balnuweit durfte sich sogar über einen „Hattrick“ freuen - der Meister von 2013 und 2014 gewann diesmal in 7,65 Sekunden. Seine Clubkollegin Cindy Roleder flog über die fünf Hürden und stürmte in 7,99 Sekunden ins Ziel.

Einen Coup landete Kugelstoßerin Lena Urbaniak: Die 22-Jährige von der LG Filstal gewann in Abwesenheit von Freiluft-Europameisterin Christina Schwanitz mit persönlicher Bestleistung von 17,79 Metern ihren ersten Titel. „Ich hab' schon vor dem letzten Versuch so gezittert und mich so gefreut. Das ist so etwas wie ein kleiner Traum“, sagte Urbaniak.