Letzte Ausfahrt Ratingen: Schwarzkopf will zur WM

Ratingen (dpa) - Die letzte Ausfahrt zur WM in Daegu liegt für die deutschen Mehrkämpfer in Ratingen. Bisher haben vor dem Qualifikations-Finale nur die WM-Zweite Jennifer Oeser und Jungstar Jan-Felix Knobel die Tickets zu den Titelkämpfen vom 27. August bis 4. September in der Tasche.

Das Gerangel um die vier WM-Startplätze ist übersichtlich und spannend zugleich. Nach einjähriger Wettkampfpause will Lilli Schwarzkopf in die Weltspitze zurückkehren und der WM-Sechste Pascal Behrenbruch endlich wieder überzeugen.

„Ich bin motiviert. Wenn ich meine Leistung abrufen kann, müsste die Norm zu schaffen sein“, sagte Lilli Schwarzkopf. Allerdings ging ihr Comeback beim Meeting Ende Mai in Götzis schief: Sie touchierte zum Auftakt im Hürdensprint zwei Hindernisse, fand danach nie in den Siebenkampf und gab vor dem 800-Meter-Lauf auf. „Ich war bei meinem ersten Wettkampf nervös. Das war nicht mein Tag“, meinte die Olympia-Achte von 2008 und EM-Dritte von 2006, die 6150 Punkte für den WM-Start sammeln muss.

Bei der Heim-WM 2009 musste sie wegen einer Entzündung in der Achillessehne passen. Die Bundeswehrsoldatin trat 2010 in Ratingen zu ihrem letzten Wettkampf vor der Pause an und belegte hinter Jennifer Oeser mit 6386 Punkten Platz zwei. „Ich will mich selbst finden“, sagte die Athletin des TV Rhein-Wied. Sollte die gebürtige Kirgisin Schwarzkopf die WM-Teilnahme schaffen, will sie in Südkorea auch angreifen: „Ich war aber nie ein Fan davon, nur dabei zu sein.“ Konkurrentinnen um die beiden noch zu vergebenen WM-Fahrkarten sind Juli Mächtig (Neubrandenburg) und Claudia Rath (Frankfurt/Main), die aber mit Wehwehchen zu kämpfen haben.

Optimistisch ist Jennifer Oeser, für die Ratingen nur ein willkommener WM-Testlauf ist, was die Chancen in Daegu angeht. „Im vergangenen Jahr bin ich Vierte in Götzis und dann EM-Dritte in Barcelona geworden“, meinte die Leverkusenerin. „In Götzis habe ich diesmal meine Punktzahl vom Vorjahr übertroffen. Vielleicht ist das ein gutes Omen.“

Bei den Zehnkämpfern wird der beste Deutsche fehlen. Der 22-jährige Newcomer Jan-Felix Knobel (Frankfurt/Main) startet nach seinen 8288 Punkten (Norm: 8 200) von Götzis bei der U 23-Europameisterschaft in Ostrava. Dafür will Rico Freimuth (Halle) die Norm knacken, die er bei seinem Debüt in Götzis mit 8158 Punkten nur knapp verfehlte.

Gespannt sein darf man, ob Pascal Behrenbruch (Frankfurt/Main) seine Chance noch nutzen kann. In Götzis provozierte er mit Platz zehn und 8064 Punkten die Kritik vom Mehrkampf-Cheftrainer Claus Marek, obwohl der 26-Jährige eine Wadenverletzung als Handicap angab. „Sein Problem ist nicht die Wade, sondern die Birne“, schimpfte Marek. Er müsse seine Trainingsbelastung besser dosieren und seinen Ehrgeiz zügeln. „Warum setzt sich der Junge immer so unter Druck“, fragte der Coach. 2010 war Behrenbruch gegen seinen Willen wegen gesundheitlicher Probleme nicht für die EM nominiert worden.