Marathon-Debüt: Fitschen startet heikles Abenteuer
Düsseldorf (dpa) - Die Marathon-Premiere ist auch für Jan Fitschen ein heikles Abenteuer. „Mit der Ankündigung einer Zeit halte ich mich zurück, um den Druck nicht zu erhöhen“, sagte der 10 000-Meter-Europameister von 2006 vor dem Debüt in Düsseldorf.
Der am 2. Mai 34 Jahre alt gewordene Wattenscheider weiß um das Risiko des Scheiterns - wie einst Dieter Baumann: Der 5000-Meter-Olympiasieger von 1992 kam bei seinem Marathon-Einstand 2002 nicht ins Ziel.
„Ich habe 1000 Bilder im Kopf und male mir unzählige Szenarien aus, was mich erwarten kann“, sagte der diplomierte Physiker. Dabei sei auch der „Mann mit dem Hammer“, der ihm mittendrin den Garaus machen könnte. „An Baumann denke ich aber überhaupt nicht“, so Fitschen. Denn: In der Vorbereitung lief es für ihn so gut, dass er vor allem Lust und keine Angst verspürt.
220 bis 230 Kilometer hat Fitschen pro Woche trainiert - ohne Verletzungen und Wehwehchen. Zwei Höhentrainingslager in Arizona und ein weiteres in Kenia von jeweils einem Monat sollten zusätzlich die Ausdauerfähigkeit im Grenzbereich verbessern. „Dass ich diese hohen Umfänge so gut wegstecken würde und dabei noch so viel Spaß hatte, hätte ich nicht gedacht“, meinte Fitschen. „Ich bin gespannt, ob ich so ein Ding machen kann. Ich habe viel investiert und will den Lohn meiner Arbeit ernten.“
Nach zwei, drei Marathonläufen will Fitschen entscheiden, ob er auf dieser Distanz eine Zukunft hat. „Mein Ziel ist es, bei den Olympischen Spielen 2012 in London dabei zu sein und bei City-Marathons in der zweiten Reihe zu laufen“, sagte Fitschen, der gerne „fünf Jahre weiter und ordentliche Zeiten laufen“ möchte.
Scharfe Kritik übte er der Olympia-Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), der 2:12 Stunden als Norm für die Olympischen Spiele 2012 in London festgelegt hat - das schaffte seit längerem kein deutscher Läufer mehr. „Wenn so eine Norm aufgerufen wird, bekomme ich eine Krise“, sagte Fitschen am Freitag in Düsseldorf. Der Qualifikationszeitraum beginnt am 1. September.
Die Weltmeisterschaften im August im südkoreanischen Daegu sind noch kein Thema für Fitschen. „Die stehen nicht auf der Liste. Ich will auch keine Norm laufen“, erklärte der Langstreckler. Die A-Norm für die WM ist vom DLV mit 2:12:30 Stunden festgelegt worden.
Diese Richtzeit dürfte für die in Düsseldorf startenden Spitzenläufer Stephen Kiogora aus Kenia (Bestzeit 2:09:21) und Chala Lemi aus Äthiopien (2:08:49) keine Hürde sein. Auch der Österreicher Günther Weidlinger, Olympia-Achter im Hindernislauf von 2000, peilt eine Zeit unter 2:10 Stunden an. Bei den Frauen gilt die 18-jährige Äthiopierin Merima Mohammed (2:23:06) als Favoritin.