Mikitenkos Olympia-Test: Start und Ziel London

London (dpa) - London, Liebe, Lust aufs Laufen: Ein Sonntagsspaziergang werden die 42 195 Meter für Irina Mikitenko sicher nicht, doch sie wecken Erinnerungen und setzen Glückshormone frei.

„Ich komme mit einem wirklich guten Gefühl nach London“, sagt die deutsche Marathon-Rekordhalterin vor ihrem vierten Start in der britischen Millionen-Metropole. „In London habe ich 2008 ja meinen ersten Marathon gewonnen. Das ist und bleibt ein ganz spezielles Ereignis, das ich nie vergessen werde“, versichert die 38-Jährige, die am Sonntag in dem Weltklassefeld zum Favoritenkreis zählt.

„Ich denke, mindestens zehn von uns haben die Chance zu gewinnen“, sagt Irina Mikitenko voraus. „Das Feld ist so stark, da muss man wirklich nicht in die Startliste schauen.“ Stark war die gebürtige Kasachin vor allem in London: An der Themse feierte die kleine Dauerläuferin aus dem hessischen Freigericht am 13. April 2008 ihren ersten von drei Marathon-Siegen. Im gleichen Jahr spulte sie die Strecke auf Berliner Asphalt in 2:19:19 Stunden ab - deutscher Rekord. 2009 wiederholte Mikitenko ihren Triumph in London.

Dort könnte sie nun den dritten Sieg feiern, aber nicht den klassischen Hattrick. Dieses Kunststück schaffte bislang nur Katrin Dörre-Heinig mit drei Erfolgen zwischen 1992 und 1994. Mikitenko hat sehr hart trainiert für ihren achten Marathon-Start, erstmals war sie zum Höhentraining in Südafrika. Sie fühlt sich gut, ist angriffslustig - doch manchmal muss sie sich auch richtig quälen. „Ja, nach Verletzungen kommen diese Momente. Man fragt sich: Lohnt sich dieser enorme Aufwand?“ Im Vorjahr musste sie in London wegen einer Verletzung aufgeben.

Doch die flotte Mutter liebt ihre Kinder - und das Laufen. „Meine Familie steht voll hinter mir und unterstützt mich sehr“, erzählt sie. Trainiert wird sie von ihrem Ehemann Alexander, doch die beiden planen nicht mehr langfristig. „Ich schaue immer nur bis zu meinem nächsten großen Rennen. Mit 38 mache ich das Schritt für Schritt“ , erklärt die Leichtathletin, gibt aber auch zu: „Derzeit könnte ich ohne meinen Sport nicht leben.“

London 2011 als Test für Olympia 2012? „Das ist ganz sicher eine gute Vorbereitung“, sagt Mikitenko. „Es gibt immer neue Ziele. Der olympische Marathon 2012 in London ist bestimmt ein großes.“ Auch für Lilija Schobuchowa: Die Russin gewann 2010 und zählt am Sonntag wieder zu den Top-Favoritinnen. Ebenso wie die Chinesin Zhou Chunxia, die Siegerin von 2007, die Russin Inga Abatowa und die Kenianerin Edna Kiplagat, die 2010 in New York gewann. 14 Läuferinnen kommen mit einer persönlichen Bestzeit von unter 2:25 Stunden. Renndirektor David Bedford sprach schon vom besten Frauen-Feld seit der Premiere im Jahr 1981.

Sechs Männer gehen mit Bestzeiten unter 2:06 Stunden an den Start. Top-Favorit ist der Äthiopier Tsegay Kebede, der die Siegesserie der Kenianer (von 2004 bis 2009) im Vorjahr beendete. Und das mit der Weltklassezeit von 2:05:19 Stunden. Nur 80 Sekunden trennten Kebede vom Weltrekord seines großen Landsmanns Haile Gebrselassie. Am Sonntag lässt der Wunderläufer (nur) grüßen. Aus Wien: Für die Hälfte der Strecke bekommt er dort schon seit Tagen die doppelte Aufmerksamkeit.