Otto endlich schmerzfrei - Ziel Olympia

Karlsruhe (dpa) - Schmerzfrei, schnell und schwerelos: Nach vier „Seuchenjahren“ will sich Stabhochsprung-Routinier Björn Otto vom Aufwind am liebsten bis nach London tragen lassen. Eine Punktlandung bei seinen ersten Olympischen Spielen - das wär's.

Mit 34 fühlt sich der Hobby-Pilot längst nicht zu alt dafür, am vorigen Sonntag hat Otto erstmals in seiner Karriere 5,92 Meter gemeistert. Nach dieser Kampfansage ist der Leichtathlet aus Leidenschaft am Wochenende bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe der von allen gejagte Favorit.

„2008 linke Achillessehne gerissen, 2010 rechte Achillessehne gerissen, das Comeback im vorigen Jahr ging mit der verpassten WM auch irgendwie daneben. Nun bin endlich mal schmerzfrei und konnte gut trainieren. Da ist 'ne Menge möglich“, sagte Otto in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Seit vorigen September habe ich nicht eine Trainingseinheit abgebrochen. Ich bin endlich mal verletzungsfrei - das ist für mich das Hauptargument“, erklärte der Modellathlet vom LAV Bayer Uerdingen/Dormagen.

Zweiter Frühling? Dritter Anlauf? Für Otto ist das alles kein Thema, er will einfach den Schwung mitnehmen und das Hoch nutzen. „Man muss es einfach machen, wenn sich die Chance bietet“, sagt er vor den Titelkämpfen in Karlsruhe. In der Europahalle will er sich am Sonntag das Ticket für die Hallen-Weltmeisterschaften in Istanbul (9. bis 11. März) holen. Eigentlich muss Otto den Startplatz nur noch absichern, denn an die 5,92 Meter ist in dieser Hallensaison noch kein deutscher Mitstreiter herangekommen. Weltweit war nur Europameister Renaud Lavillenie (Frankreich/5,93 Meter) besser als der Universiade-Sieger von 2005.

2012, so viel steht schon fest, wird ein Hammer-Jahr für den Dauerbrenner. Nach der Hallen-WM beginnt schon die Olympia-Vorbereitung, im Sommer muss der Biologie-Student seine Diplomarbeit (Thema: „Seitenliniensystem von Fischen“) abgeben. Im Herbst nimmt Otto dann neuen Anlauf: Seine Ausbildung zum Verkehrspiloten will er bei einer privaten Flugschule absolvieren. „Ich habe meinen Fuß da drin. Das kostet mich rund 65 000 Euro - aber es ist und bleibt eben mein Traumberuf“, verrät Otto.

Und sein Traumziel? Natürlich Olympia. „Da habe ich aber harte Konkurrenz in Deutschland. Das wird nicht einfach, auch wenn sich für London drei Stabhochspringer qualifizieren können und für die Hallen-WM nur zwei“, erklärt der WM-Fünfte von 2007. „In Karlsruhe will ich trotz der 5,92 auf Nummer sicher gehen und mindestens Zweiter werden. Man weiß ja nie. Meisterschaften haben eigene Gesetze.“ Beste Chancen auf das zweite WM-Ticket haben Ottos Vereinskollege Karsten Dilla, Malte Mohr (Wattenscheid) und Raphael Holzdeppe (Zweibrücken). Alle haben 5,72 Meter vorgelegt.

Otto I. und die „zweite Luft“ - für seinen Trainer Michael Kühnke ist das kein Wunder. „Björn ist nach der Sommersaison verletzungsfrei geblieben. Er war nicht mal einen Tag krank. Und er hat sich klare Ziele gesetzt“, sagt der Coach und denkt etwas wehmütig an das Jahr 2007 zurück. „In Osaka hätte er mit dem letzten Versuch noch Weltmeister werden können.“ Das kann Otto in diesem Jahr nachholen, zumindest in der Halle. Und dann kommt ja noch Olympia.