Russlands Sportminister nennt WADA-Bericht „politisiert“
Moskau (dpa) - Im Dopingskandal hat Russlands Sportminister Witali Mutko Spekulationen über ein mögliches Mitwissen von Präsident Wladimir Putin als Unsinn bezeichnet.
Solche Überlegungen seien „verrückt“, sagte er der Agentur Interfax zufolge in Moskau. „Der moderne Sport ist überflüssig politisiert.“ Er sei überzeugt, dass die russischen Leichtathleten trotz des Skandals weltweit geachtet seien. „Vernünftige Menschen verstehen sehr gut, dass die Mehrheit der russischen Leichtathleten ehrliche Sportler sind“, betonte Mutko. Moskau strebe nun einen Neubeginn an.
Das Sportministerium sicherte seine Unterstützung für größere Transparenz in Sportverbänden zu. Russland nehme die Empfehlungen der Kommission ernst, teilte das Ministerium der Agentur Interfax zufolge mit.
Russlands zweitgrößte Bank VTB wies Vorwürfe aus dem aktuellen Bericht der WADA-Untersuchungskommission zurück, wonach es bei der Vergabe der TV-Rechte für die Moskauer Weltmeisterschaften zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein soll. „Das ist nichts anders als Unsinn. VTB hat die Fernsehrechte weder für 25 Millionen Dollar noch für eine andere Summe erworben“, sagte VTB-Vizechef Wassili Titow. Alles sei nach international gängiger Praxis abgelaufen.
Russlands unter Dopingverdacht stehender Ex-Leichtathletik-Präsident Walentin Balachnitschjow wies die Vorwürfe der WADA mit Nachdruck zurück. „Die Anschuldigungen sind grundlos und die sogenannten Fakten absoluter Nonsens“, sagte der langjährige Sportfunktionär.
Russland hat nach neuen Betrugsvorwürfen aber auch der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA versichert, den Aufklärungskurs fortzusetzen. „Der Report betrifft die alte Führung der russischen Leichtathletik. Unsere vordringliche Aufgabe ist jetzt, die Fehler zu korrigieren“, sagte Wadim Selitschenok vom Leichtathletikverband (WFLA) in Moskau der Agentur Tass.
Russland unternehme alles für einen Neuanfang. „Allerdings sind wir nicht immer einverstanden mit den Vorwürfen an unsere Adresse“, betonte er. Der am Donnerstag veröffentlichte zweite Bericht der WADA-Untersuchungskommission sei nicht allzu beeindruckend gewesen.
„Für uns ist jetzt wichtig, aus dem Loch herauszukommen, in das wir geraten sind“, sagte Selitschenok. Es gebe zahlreiche aufmunternde Stimmen aus Kreisen der WADA, dass Russland trotz der aktuellen Doping-Sperre an den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro teilnehmen werde. „Solche Stimmen sind tröstlich, aber am Ende nichts wert. Wir sind in der Lage, die Fehler selbst zu korrigieren.“
Zur Bewältigung des Dopingskandals will der russische Verband am 16. Januar mit der Wahl einer neuen Führung einen Weg aus der Krise finden. Für den Chefposten gibt es derzeit vier Bewerbungen. Mit der Wahl verbindet der WFLA die Hoffnung auf einen Neubeginn.