IAAF-Präsident Sebastian Coe: „Vielen fehlt es an Persönlichkeit“
Berlin (dpa) - IAAF-Präsident Sebastian Coe beklagt nach dem Rücktritt von Sprintstar Usain Bolt einen Mangel an Typen in der Leichtathletik.
„Das Problem ist, dass es vielen an Persönlichkeit fehlt, um sich zu artikulieren“, sagt der britische Chef des Weltverbandes in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Oft würden Athleten bei einfachsten Fragen zu ihren Agenten schauen, ob sie darauf antworten könnten. „Ich sage dann: Vergesst euer Image, stellt euch dar, habt Gedanken und Meinungen, auch zu Themen außerhalb des Sports, sonst werdet ihr für die Leute nicht interessant sein“, so Coe.
Um die Leichtathletik attraktiver zu machen, müssten schwierige Entscheidungen getroffen werden „Einige Disziplinen sind ziemlich schwer zu promoten„, meinte Coe. Dass Weltmeisterschaften etwa neun bis zehn Tage dauerten, hält er für ein „altmodisches Konzept“. Deshalb plädiert er für Wandel: „Wir müssen die Ereignisse entschlacken, Prioritäten setzen, was aber natürlich zu kontroversen Diskussionen führen wird.“
Coe, der 1980 und 1984 olympisches Gold über 1500 Meter gewann, verteidigt zudem die Vergabe der WM 2019 nach Doha/Katar. Es sei Heuchelei, darin einen Rückschritt zu sehen. In den letzten Jahrzehnten hätte man Applaus bekommen, wenn man auf Sportfunktionärstreffen gesagt hätte, dass man globale Märkte schaffen will. Coe: „Und nun, wenn wir genau das versuchen, kommen die Leute an: Ach guck mal, in der Stadt gibt es gar nicht so viele Restaurants, die nach Mitternacht noch geöffnet haben.“