„Stehaufmännchen“ Spiegelburg schafft Triple

Zürich (dpa) - Nachdem Silke Spiegelburg bei der Leichtathletik-WM wieder aus allen Wolken gefallen war, landete sie in Zürich den großen Volltreffer. „Ich habe ein Triple in der Diamond League, das muss mir erst mal einer nachmachen“, sagte die 27 Jahre alte Stabhochspringerin voller Genugtuung.

„Ich bin froh, dass es so ein schöner Abschluss geworden ist.“ Nur vier Sprünge brauchte die „ewige Vierte“, um mit 4,79 Meter zu siegen und der Kubanerin Yarisley Silva (4,72) den Gesamterfolg und 40 000 Dollar im Finale der Leichtathletik-Premiumserie wegzuschnappen.

Um ein Haar hätte sie allem noch die Krone aufgesetzt und ihren deutschen Rekord um vier Zentimeter auf 4,86 Meter verbessert. „Es war knapp“, sagte die Leverkusenerin, die nach ihrem erneuten vierten Platz beim Welttitelkampf in Moskau der Verzweiflung nahe gewesen war. „Ich kann mittlerweile wieder ein bisschen darüber reden“, meinte Silke Spiegelburg, die bei EM, Olympischen Spielen und der WM nacheinander um Zentimeter an einer Medaille vorbei gesprungen war.

„Ich hatte den Eindruck, halb Deutschland hat mit mir gelitten“, berichtete sie über zahllose Sympathiebekundungen per E-Mail und Facebook nach Platz vier in Moskau. Schwerer war für sie aber das verpasste Olympia-Edelmetall zu verarbeiten und sich in dieser Saison wieder zu berappeln. „Es war eine schwere Vorbereitung. Ich sah im Fernsehen immer wieder die Olympia-Bilder und fragte mich, warum soll ich mich weiter abrackern, wenn ich nicht dafür belohnt werde“, erzählte Spiegelburg von der traurigsten Zeit ihrer Karriere, die sie überwunden hat. „Vielleicht bin ich ein Stehaufmännchen und an all dem gereift. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt.“

Gespannt darf man sein, was der Frankfurter Homiyu Tesfaye (20) noch zu leisten vermag. Auch in Zürich sorgte der eingebürgerte Äthiopier über 1500 Meter für Aufsehen. Er verbesserte seine Bestzeit auf 3:34,81 Minuten, wurde Neunter und rückte in der ewigen deutschen Bestenliste an die zwölfte Stelle. „Ich spüre, noch schneller laufen zu können“, sagte er. Bei der WM war er als Fünfter bester Europäer.

Für die EM 2014 in Zürich ist er nun ein Medaillenkandidat: „Es ist noch ein Jahr, da kann viel passieren.“ Im Kreis der 19 WM-Helden und 15 Olympiasieger beim Meeting in Zürich, das ohne Weltjahresbestleistung zu Ende ging, gab es nicht viele, die noch Kraft zu Topleistungen hatten. Auch der dreimalige Diskus-Weltmeister Robert Harting konnte sich nicht aufraffen, verpasste um 19 Zentimeter (66,83 Meter) den Diamond-League-Jackpot und wurde Zweiter hinter Gerd Kanter (Estland). „Das ist ein nacholympisches Jahr. Das Vier-Jahres-Ziel war abgehakt und man ist völlig zerschossen“, bekannte der Berliner.

Beim ISTAF in Berlin will er sich aber noch mal richtig aufbäumen. „Das ist kein Schaulaufen und sehr wichtig für uns deutsche Athleten“, sagte Harting. „Keiner geht da ran und sagt, das ist nur just for fun. Da fährt man noch mal hoch.“

Ob dies auch Christina Obergföll gelingt? Elf Tage nach ihrem WM-Triumph reichte es für die zuvor als Gesamtsiegerin feststehende Speerwerferin nur zu 63,36 Meter und Platz zwei. „Eigentlich ist die Form da, aber der Kopf will nicht mehr, das merke ich extrem“, sagte die Offenburgerin. „Ich bin froh, wenn es endlich vorbei ist.“

Wie es dann weitergehen wird, ob die 31-Jährige eine Babypause einlegt oder doch 2014 zur EM nach Zürich zurückkehrt, weiß sie nicht. Leisten kann die Olympia-Zweite sich die Auszeit locker: Allein in diesem Jahr kassierte sie bei der WM und in der Diamond League rund 200 000 Dollar. „Im Moment würde ich sagen Pause, weil ich so leer bin im Kopf“, meinte Obergföll. „Und da ist noch die Frage: Mit was will ich meinen WM-Titel steigern? Mit einem EM-Titel?“

Auch der achtmalige Weltmeister und sechsmalige Olympiasieger Usain Bolt ist mit seinen Kräften am Ende. Mit letztem Einsatz rettete sich der Weltrekordler mit 9,90 Sekunden vor Nickel Ashmeade (Jamaika/9,94) und Justin Gatlin (USA/9,96) ins Ziel. „Ich hatte gedacht, mehr Kraft in den Beinen zu haben“, sagte er. „Eine Saison mit Höhen und Tiefen geht zu Ende, da ist man einfach müde.“ Am 7. September rennt Bolt noch die 100 Meter in Brüssel, bevor er in die Karibik zurückkehrt und sich aufs Sofa legt: „Ich werde die Zeit mit Videospielen und meiner Familie verbringen und will nur Spaß haben.“