Storl vs. Whiting - Beginn einer wunderbaren Rivalität
Sopot (dpa) - Es war doch nur ein Kugelstoß-Duell. David gegen Goliath. Spannend bis zum Schluss. Handschlag zwischen Sieger und Verlierer. Großes Kino, wenn auch nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
Für Ryan Whiting, den 27 Jahre alten Amerikaner, bleiben Wettkämpfe mit seinem vier Jahre jüngeren Rivalen David Storl aber etwas ganz Besonderes. „Ihr erlebt gerade den Beginn der wahrscheinlich größten Rivalität zweier Kugelstoßer in der Leichtathletik-Geschichte“, sagt der alte und neue Hallen-Weltmeister.
Ein Oscar-reifes Drehbuch für die beiden schweren Jungs, die sich im Kugelstoßring wohl noch oft begegnen werden. Bei der WM 2015 in Peking, dann vielleicht wieder bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. In Sopot, bei der Hallen-WM, entschied Drehstoßspezialist Whiting den Zweikampf zu seinen Gunsten. Und Storl konnte man trotz offizieller Freude über die Silbermedaille ansehen, dass der Zweite im Hochleistungssport immer der erste Verlierer ist.
Storl war geschafft nach dem spannenden Duell in der Ergo Arena, das er mit 21,79 zu 22,05 gegen Whiting verlor. Der Sachse war enttäuscht, aber er sagte auch: „Man sollte nie traurig sein, wenn man eine Medaille bei Weltmeisterschaften gewonnen hat.“ Davon hat Storl schon ein halbes Dutzend gesammelt, dabei ist er erst 23. „Das ist aller Ehren wert.“
Die 22 Meter hatte er sich mit seinem Trainer Sven Lang für Sopot vorgenommen, im Training in Kienbaum hat er die magische Marke ja schon x-mal übertroffen. Indes: Auch 22 Meter hätten nicht zum Titel gereicht. „Das war heute ein mentales Problem“, erklärte Storl, „reine Kopfsache“. Das hörte jeder. „Schöne Scheiße“, sagte er dann leiser, im kleinen Kreis, als der erste Frust gewichen war. Schon fünf Minuten nach der Siegerehrung verstaute Storl seine Silbermedaille in der kleinen, blauen Schatulle, Whiting nahm seine Goldene auch bei der Pressekonferenz nicht ab.
„Das war ein harter Kampf zwischen Ryan und mir, und im nächsten Jahr geht das so weiter“, kündigte Storl nach seinem achten und letzten Hallen-Wettkampf in diesem Jahr an. Alle sieben hatte er zuvor in Serie gewonnen, am 1. Februar in Karlsruhe auch gegen Whiting. „Ich will ihn bei der nächsten Hallen-WM schlagen“, meinte Storl, der jüngste Kugelstoß-Weltmeister der Leichtathletik-Geschichte, trotzig.
Die letzten Wochen haben echt geschlaucht, „Storli“ will nun eine Woche ausspannen, mal Urlaub machen. „Dann geht es ins Trainingslager nach Portugal.“ Die 22 Meter sind in diesem Jahr fällig, vielleicht bei den Europameisterschaften im August in Zürich. Doch so direkt sagt er das nicht, sondern: „Das kommt dann irgendwann von selber.“ Das ganze Team Storl arbeitet daran. Der ehemalige Mehrkämpfer kann sich auf seine Mitstreiter verlassen. Storl versichert: „Meinen Arzt könnte ich auch Sonntagabend anrufen.“