Streit zwischen WM-Läufer Gabius und DLV

Moskau (dpa) - Zwischen Bundestrainer Wolfgang Heinig und Langstreckenläufer Arne Gabius wird am Rande der Weltmeisterschaft in aller Öffentlichkeit ein Streit ausgetragen.

Der Vize-Europameister aus Tübingen beklagte sich auf seiner Homepage bitterlich über die Kritik Heinigs und auch über den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Er erfahre „weder Anerkennung noch Unterstützung“, sagte Gabius.

„Es besteht vielmehr bereits vor Beginn der internationalen Höhepunkte die negative Erwartungshaltung, dass meine Leistung auf diesem internationalem Niveau keinen Bestand haben wird und zum Scheitern verurteilt ist“, erklärte er weiter. Gabius war im Vorlauf in Moskau über 5000 Meter gescheitert, nachdem er durch den Sturz eines kenianischen Konkurrenten außer Tritt gekommen war.

Heinig hatte in einem Interview des „General-Anzeiger Bonn“ bemängelt, Gabius' Ausscheiden sei „Kopfsache“ gewesen: „Er hat sich unklug verhalten, indem er sich auf der Innenbahn einkesseln ließ.“ Der Lauf-Bundestrainer aus Erbach/Odenwald hatte auch Sabrina Mockenhaupt mangelnden Biss vorgeworfen. Die 36-fache deutsche Meisterin war im 10 000-Meter-Rennen nach 8000 Metern ausgestiegen.

Gabius bemängelte auch, dass der DLV nach seinem Rennen nicht am Grünen Tisch aktiv geworden ist. „Statt sofort Protest einzulegen und geltend zu machen, dass der Sturz des Kenianers meine realistische Finalteilnahme vereitelt hat, hagelte es Vorwürfe“, meinte der 32-Jährige. Die Erfolgsaussichten wären gut gewesen, da bei vergleichbaren Stürzen bei der WM 2009 in Berlin und 2011 in Daegu die Teilnehmerfelder fürs Finale auf 16 erhöht worden seien.

„Ich werde trotzdem weiterlaufen und mich auch weiterhin selbst trainieren“, sagte Gabius, der früher von Olympiasieger Dieter Baumann gecoacht worden war. „Als mein eigener Trainer mache ich mir hinsichtlich dieses Vorlaufes keine Vorwürfe. Das war einfach großes Pech - auch wenn der DLV das anders sieht.“

Bei Mockenhaupt hatte Heinig deren Persönlichkeitsentwicklung bemängelt. „Und da hat Mocki, so leid es mir tut ... noch Luft nach oben“, sagte er über die 32-Jährige. Die Läuferin selbst sagte der Zeitung „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“: „Ich kommentiere das nicht.“ Eventuelle Dissonanzen, wenn es diese gäbe, werde sie unter vier Augen klären.

Den DLV plagen seit Jahren Probleme im Laufbereich. Antje Möldner-Schmitt (Cottbus) und Gesa Krause (Frankfurt/Main) wurden immerhin Achte und Neunte über 3000 m Hindernis. „Wir geben nicht auf. Leider zeigen wir nicht die Konsequenz der Afrikaner - genauso wenig ist es uns bisher gelungen, eine Konzentration in Trainingsgruppen wie beispielsweise bei den Amerikanern zu erreichen“, sagte Heinig. „Wir stürzen uns voller Begeisterung in die Duale Karriere, und dabei wird das Training zweitrangig behandelt. Von vielen Athleten wünsche ich mir ein wenig mehr Mut zum Risiko.“