Trikot bleibt diesmal ganz: Harting dominiert in Dessau
Dessau-Roßlau (dpa) - Diskus-As Robert Harting dominiert das Meeting in Dessau. Auf Plakaten zum Superhelden stilisiert, lässt er den Rivalen keine Chance. Er wirft 66,10 Meter weit, gewinnt das Bruder-Duell - und lässt das Trikot ganz.
„Der Harting kommt!“ prangt auf einem Plakat, direkt unter dem im Superhelden-Look aufgepeppten Bild des Diskuswerfers Robert Harting. Fast schon martialisch reißt sich der muskelbepackte Hüne im Siegestaumel sein Trikot vom Leib. So sehen ihn die Fans am liebsten - und die Organisatoren des 16. Internationalen Leichtathletik-Meetings in Dessau auch. Vom Moment seiner Zusage an wird der 29-Jährige vom SCC Berlin zum Star der Veranstaltung. „Er hat die Bedingungen geprüft und für gut befunden“, sagt Meetingdirektor Ralph Hirsch. Überreden sei nicht nötig gewesen. Das Trikot blieb am Mittwochabend ganz - Harting schrieb nach seinem Sieg lieber Autogramme, machte Fans Geschenke und lächelte für Selfies in unzählige Handykameras.
Zwölf Jahre hat es gedauert, bis der Olympiasieger, Welt- und Europameister im Dessauer Paul-Greifzu-Stadion wieder in den Diskusring stieg. Umso größer war die Freude, als er als letzter der präsentierten Top-Athleten ins Stadion kam. „So einen muss man gar nicht mehr vorstellen“, brüllte der Stadionsprecher euphorisch ins Mikrofon, als der „sanfte Riese“ im Heck eines Luxuscabrios an den Tribünen vorbeifuhr. Dabei trommelte der dauergrinsende Harting lässig mit den Händen auf seinen Knien herum, winkte den Zuschauern zu und reckte den Daumen in die Luft. Das Publikum tobte und klatschte sich regelrecht in einen Rausch.
Mit 66,10 Metern wurde Harting im Wettkampf der Held, der er schon auf dem Veranstaltungsplakat gewesen war. Keiner der namhaften Konkurrenten, unter ihnen sein Dauerrivale Piotr Malachowski (Polen/63,23), Virgilijus Alekna (Litauen/62,09) und Martin Wierig (Magdeburg/60,61), konnten den 29-Jährigen bezwingen. Für den „Sportler des Jahres“ 2013 war es auch ein Familien-Duell. Sein jüngerer Bruder Christoph kam auf 62,38 Meter und wurde Fünfter - vor Alekna und Wierig. Neben Harting auf dem Podest standen der Kubaner Jorge Fernandez (64,45) und Daniel Jasinski (63,39) aus Wattenscheid.
„Dessau ist wegen des Windes und der Struktur schwer zu werfen. Da bin ich mit über 66 Metern völlig zufrieden“, sagt Harting, dessen persönliche Bestleistung bei 70,66 Meter liegt. „Man hat ja auch gesehen, dass einige Probleme hatten.“ Hirsch zufolge habe der Hüne angekündigt, richtig „einen raushauen“ zu wollen, um „Sachsen-Anhalts bester Diskuswerfer“ zu werden. „Ich denke, ich bin's jetzt“, sagte Harting mit einem Schmunzeln.
Für die bevorstehende Team-EM am 21. und 22. Juni in Braunschweig und die Leichtathletik-EM vom 12. bis 17. August in Zürich ist Harting guter Dinge. „Für Braunschweig sind wir gut aufgestellt“, sagt er. „Ich versuche ein Feuerwerk, aber im Grunde wird das eine Mannschafts-Publikums-Leistung.“ Die größte Konkurrenz sieht das Diskus-As in der russischen Mannschaft. „Die sind verdammt stark.“