Weltjahresbestleistung US-Sprinter Lyles: Der neue Bolt?

Des Moines (dpa) - In einem ist Noah Lyles schon jetzt Sprint-Legende Usain Bolt voraus: Das US-Talent rennt mit 20 Jahren schneller als Jamaikas Superstar einst im gleichen Alter.

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Bei den amerikanischen Meisterschaften in Des Moines gewann er in 9,88 Sekunden den Titel und kürte sich zum jüngsten US-Champion über 100 Meter seit 34 Jahren. Dabei ist Lyles als 200-Meter-Könner bekannt. Ende Mai lief er über die halbe Stadionrunde in 19,69 Sekunden auf Platz eins der Weltbestenliste 2018.

„Die Leute nehmen einfach an, ich bin ein 200-Meter-Spezialist. Ich bin beides!“, betonte Lyles nach seinem Titelgewinn. „Versteht mich nicht falsch: Ich liebe die 200, aber ich liebe auch die 100.“ Und die Bestzeiten Lyles sind deutlich besser als die des damals 20-jährigen Bolt: Im Jahr 2007 lief der achtmalige Olympiasieger und elfmalige Weltmeister die 100 Meter in 10,03 und die 200 Meter in 19,75 Sekunden.

Der in Florida geborene frühere Turner Lyles könnte nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen Beschleunigungsfähigkeit zum neuen Bolt der Leichtathletik werden, sondern auch wegen seines ausgeprägten Showtalents. Nach dem Zieleinlauf im Drake Stadion vollführte Lyles einen Freudentanz - inspiriert vom Animationsfilm „Die Unglaublichen“. Und die passenden roten Socken aus dem Superhelden-Streifen trug er auch noch.

„Die Unglaublichen sind immer Motivation“, sagte Lyles, der seine Tanz-Themen wie ehemals Bolt seine Siegerposen plant. „Ich liebe meine Themen. Das aus den Unglaublichen wird definitiv zu meinen Favoriten gehören.“

Unglaublich war für Lyles, der die Olympia-Qualifikation 2016 als Vierter über 200 Meter verpasste, dass er seinen ersten US-Titel nicht im langen Sprint gewann. „Die 100 Meter gewonnen zu haben, macht mich sehr glücklich, weil ich bewiesen habe, dass ich nicht nur ein 200-Meter-Läufer bin“, meinte er. „Ich wollte mich mit den großen Jungs messen und genauso großartig sein wie sie.“

Ob er weiterhin über 100 Meter allen davon flitzen kann, wird sich zeigen. Schließlich fehlten bei den US-Meisterschaften Weltmeister Justin Gatlin und der WM-Zweite Christian Coleman. Außerdem hat Lyles den gleichen Schwachpunkt wie Bolt: Den Start. „Über 200 Meter kann man einen schlechten Anfang haben, über 100 Meter geht das nicht“, sagte er. „Aber ich mag definitiv beide Strecken.“

In diesem Jahr glaubt Lyles jedoch, eher über 200 Meter noch an Tempo zulegen und dem Bolt-Weltrekord von 19,19 Sekunden näher kommen zu können. „Ehrlich gesagt, in meinem Kopf habe ich, dass ich in diesem Jahr noch um 19,4 Sekunden laufen könnte“, sagte er. „Der 100-Meter-Sieg gibt mir definitiv mehr Selbstvertrauen, aber die 200 Meter habe ich irgendwie betrogen: Es wird Zeit, zu meinem Baby zurückzukehren.“