Weltrekord in Berlin: Kimetto schnellster Marathonmann
Berlin (dpa) - Dennis Kimetto hat beim 41. Berlin-Marathon für den erhofften Weltrekord-Kracher gesorgt - und konnte nach dem ersten Lauf unter 2:03 Stunden sogar entspannt grinsen.
Bei perfekten Bedingungen machte der 30 Jahre alte Langstrecken-Sprinter aus Kenia am sonnigen Sonntag in 2:02:57 Stunden wahr, was er schon Tage zuvor gespürt hatte: „Als ich in Berlin ankam und anfing zu trainieren, wusste ich sofort, ich kann den Weltrekord brechen“, berichtete Kimetto nach der 42,195 Kilometer langen Hatz durch die Hauptstadt. Bei den Frauen triumphierte die Äthiopierin Tirfi Tsegaye in 2:20:18 Stunden. Die Schwarzwälderin Anna Hahner, 2012 Achte, überzeugte als Siebte in persönlicher Bestzeit von 2:26:44 Stunden.
In durchschnittlich 20,66 Stundenkilometern blieb Kimetto gleich 26 Sekunden unter der ein Jahr alten, bisherigen Bestmarke seines Landsmanns Wilson Kipsang. Als Zweiter unterbot der Kenianer Emmanuel Mutai in 2:03:13 Stunden ebenfalls den Kipsang-Rekord von 2:03:23. Dritter wurde der Äthiopier Abera Kuma in 2:05:56. Kimetto schlug in Berlin auch die bislang schnellste Marathon-Zeit des Kenianers Geoffrey Mutai, dessen 2:03:02 Stunden 2011 in Boston wegen des dortigen Streckenprofils nicht als Weltrekord anerkannt wurden.
Mutai musste sich wie vor knapp einem Jahr in Chicago trotz einer Superzeit mit Platz zwei hinter Kimetto begnügen, der im vergangenen Jahr Oktober Kipsangs Marke knapp verpasste und damals nicht genau realisierte, wie er schnell er unterwegs war. „In Chicago wollte ich nur gewinnen, hier wollte ich unbedingt den Weltrekord“, sagte Kimetto. Bei den Zwischenzeiten wusste er, dass es klappen könnte.
Mutai konnte sich trotz der Niederlage mitfreuen. „Der beste Mann hat gesiegt. Wir waren heute viel fixierter auf die Zeit, wir wollten den Weltrekord. Ich will nochmal wiederkommen und Dennis schlagen.“ Er traut sich zu, der nächste Weltrekordler zu sein und hält wie Kimetto längerfristig sogar eine Zeit unter zwei Stunden für möglich.
Bei idealem Marathon-Wetter wurde der Weltrekord schon zum sechsten Mal seit 2003 auf dem schnellen, flachen Rundkurs der Hauptstadt verbessert. Die Vorentscheidung fiel bei Kilometer 38, als sich Kimetto mit einem Zwischenspurt von Mutai absetzte. Neben dem Applaus Hunderttausender Zuschauer waren dem strahlenden Sieger auch 120 000 Euro sicher: 50 000 Euro Prämie für den Weltrekord, 40 000 für den Sieg und 30 000 Euro als Bonus für eine Zeit unter 2:04 Stunden.
Bei Sonne, Windstille und anfangs zehn Grad Celsius waren die Weltrekord-Jäger bei Kilometer 10 in 29:24 Minuten noch etwas langsamer als Kipsang im Vorjahr. Doch dann drehten Top-Favorit Kimetto, Mutai und Halbmarathon-Weltmeister Geoffrey Kamworor auf: Bei Kilometer 24 lag die Spitzengruppe erstmals unter Kipsangs Durchgangszeit - und drückte weiter aufs Tempo. Auf der zweiten Hälfte war Kimetto 33 Sekunden schneller als bei der Halbmarathon-Marke.
Falk Cierpinski konnte bei seinem vierten Berlin-Marathon von diesen Fabelzeiten nur träumen. Der 36 Jahre alte Hallenser, der 2008 in 2:13:30 Stunden persönliche Bestzeit gerannt war, gab alles, was für ihn drin war und kam diesmal als 19. in 2:17:25 ins Ziel. Eine hartnäckige Fußverletzung hatte den Sohn von Doppel-Olympiasieger Waldemar Cierpinski in diesem Jahr im Training stark gebremst. „Unter diesen Umständen bin ich zufrieden“, sagte er.
Die Frauen-Siegerin Tirfi Tsegaye war nur unwesentlich langsamer. Die 29-Jährige siegte mit neun Sekunden Vorsprung vor ihrer Teamkollegin Feyse Tadese und der US-Amerikanerin Shalane Flanagan, die 56 Sekunden nach der Siegerin ins Ziel am Brandenburger Tor kam. Tsegaye verfehlte den erhofften Streckenrekord, den die Japanerin Mizuki Noguchi seit neun Jahren mit 2:19:12 hält, deutlich.
Für Anna Hahner, 2012 Achte, war das Rennen ebenfalls ein Erfolg. Nach dem „Sightseeing im Schnelldurchgang“ blieb die 24-Jährige, die im April überraschend in Wien gewonnen hatte, deutlich unter ihrer bisherigen Hausmarke von 2:27:55. „Als ich beim Zieleinlauf die Zeit gesehen habe, habe ich mich riesig gefreut. Jeder Marathon bringt mich auf ein höheres Level“, sagte Hahner.