Werfer reißen deutsche WM-Bilanz raus - DLV happy

Daegu (dpa) - Robert Harting, David Storl und Matthias de Zordo haben der WM-Bilanz der deutschen Leichtathleten einen goldenen Glanz verliehen. Ohne seine Werfer hätte der DLV im südkoreanischen Daegu aber schwarz gesehen.

Thomas Kurschilgen zog ein geradezu überschwängliches Fazit. „Mit diesen Siegertypen gehören wir zu Recht zu den besten Leichtathletik-Nationen der Welt“, sagte der DLV-Sportdirektor. „Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012 haben wir unsere Standortbestimmung hier hervorragend bewältigt und eine exzellente Visitenkarte abgegeben.“

Mit dem vierten WM-Titel durch Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler wurde es zwar nichts, doch zuvor hatten die Leichtathleten bereits dreimal Gold gewonnen - so viel wie seit zehn Jahren nicht mehr: Storl, das „Jahrhunderttalent“ (Kurschilgen) im Kugelstoßen, Speerspitze Matthias de Zordo und Diskus-Riese Robert Harting kehren als Weltmeister heim. Heidler, Hartings Kollegin Nadine Müller, Stabhochartistin Martina Strutz mit Silber sowie Siebenkämpferin Jennifer Oeser mit Bronze standen ebenfalls auf dem Treppchen. Zu den neun Medaillen von Berlin 2009 fehlten dem DLV in Südkorea zwei.

Vizepräsident Günther Lohre sieht das verjüngte 71-köpfige Team auf einem guten Weg zu den Sommerspielen. Eine Pleite wie in Peking 2008 mit nur einmal Bronze schließt er aus. „Ich glaube, wir haben eine sehr gute Basis. Wir haben hier 80 Prozent der Mannschaft von London gesehen“, sagte der frühere Stabhochspringer in einem dpa-Interview. Kurschilgen erklärte: „Wir sind die zweitbeste europäische Nation, das kann sich sehen lassen.“

Aber auch in Südkorea rannten und liefen die Deutschen hinterher - und oft erst gar nicht mit. Oder sie verloren den Stab, wie die beiden 4 x 100-Meter-Staffeln. Aufgeben wollen die Funktionäre bei dieser scheinbar aussichtslosen Aufholjagd auf der Bahn aber nicht. „Wir können jetzt nicht sagen: Nur weil die Kenianer und die Ostafrikaner stark sind, machen wir beim Laufen nicht mehr mit“, betonte Lohre.

Immerhin konnten zwei Talente auf sich aufmerksam machen: Der Dresdner Georg Fleischhauer (22) war im Vorlauf über 400 Meter Hürden in 48,72 Sekunden so schnell wie kein anderer Deutscher seit zehn Jahren. „Küken“ Gesa Felicitas Krause aus Frankfurt kam bei ihrem WM-Debüt ins Finale über 3000 Meter Hindernis. Zudem hat der DLV noch zwei derzeit verletzte Trümpfe in der Hinterhand: 100-Meter-Europameisterin Verena Sailer und die Hallen-Europameisterin über 100 Meter Hürden, Carolin Nytra. Dazu kommt noch das Hochsprung-Ass Ariane Friedrich.

Nach allen 47 Disziplinen lag Deutschland im Medaillenspiegel auf Rang fünf hinter den USA, Russland, Kenia und Jamaika. Damit machte der DLV einen Platz gut gegenüber Berlin, als Polen noch besser als der Gastgeber war. 26 deutsche Athleten lagen unter den Top 12. Bis auf Stabartistin Silke Spiegelburg und Hammerwerferin Kathrin Klaas sind alle Sportler, die zu den ersten Sechs der Weltbestenliste gehörten, auch in diesem Bereich gelandet.

In der Trainings- und Wettkampfsteuerung haben die Athleten jedenfalls Fortschritte gemacht: Viele kamen an ihre persönlichen Bestleistungen heran oder übertrumpften sie. Richtige Ausfälle gab es wenige. So stürzte Raúl Spank als Neunter im Hochsprung ab, die Geherinnen Melanie Seeger und Sabine Krantz kamen nicht ins Ziel, und Sebastian Ernst rannte über 200 Meter weit hinterher. Die „Holz-“Medaille für die hochgehandelte Speerwerferin Christina Obergföll zählte ebenfalls zu den herben Enttäuschungen.

Mut macht den DLV-Verantwortlichen, „dass im internationalen Trend in einer ganzen Reihe von Disziplinen in der Spitze die Leistungen etwas zurückgehen“, wie Lohre sagte. Möglicherweise auch wegen der eingeführten Blutkontrollen. Gleichzeitig behaupten sich, so der frühere Stabhochspringer, „immer mehr kleine Länder in technischen Disziplinen“. Und es gebe auch immer mehr Nationen, die Medaillen holen.