WM-Comeback: Hochspringer Onnen im Finale
Peking (dpa) - Es klingt banal, ist aber selten so treffend gewesen: Die Karriere von Hochspringer Eike Onnen hatte Höhen und Tiefen.
„Es waren sehr schwierige Jahre. Zeitweise musste ich Abstand zum Sport gewinnen, weil ich mit immer neuen Verletzungen ausgefallen bin und mentale Probleme hatte“, sagte der 33-Jährige von der LG Hannover, der sein Comeback bei der Leichtathletik-WM in Peking feierte.
Die Qualifikation für das Finale meisterte Onnen locker - mit 2,31 Metern im zweiten Versuch. „Der war super getroffen“, sagte der Niedersachse. „Es ist ein tolles Gefühl: Jetzt bin ich unter den zwölf Besten der Welt. Wer hätte das gedacht nach so langer Zeit.“
Onnen war sehr lange in der Versenkung verschwunden, so lange, dass andere schon längst aufgegeben hätten. 2007 hatte er für einen Paukenschlag gesorgt, 2,34 Meter überwunden und galt als Kandidat auf den von Carlo Thränhardt gehaltenen deutschen Rekord (2,37 Meter). Im gleichen Jahr wurde er WM-Siebter in Osaka.
Es sollte das letzte Erfolgserlebnis für Jahre bleiben. 2008 hatte sich der 1,94 Meter große Athlet schon für die Olympischen Spiele in Peking qualifiziert, musste aber wegen einer Fußverletzung passen. 2011 schaffte er den Sprung zur WM nach Daegu, scheiterte aber in der Qualifikation. Bei der EM 2012 in Helsinki wurde Onnen Zehnter mit nur 2,20 Metern - und verpasste die folgenden Sommerspiele in London.
Das zweite Olympia-Aus schien auch das Ende seiner Laufbahn zu sein - bis zum 28. Juni 2015: An diesem Tag sprang er in Bühl mit 2,32 Metern WM-Norm und schaffte die Rückkehr auf die große Bühne. Es war nach vier Jahren der erste Sprung über 2,30 Meter. „Ich habe Kraft geschöpft und die Freude am Sport wiedergefunden“, sagte der wiedererstarkte Onnen. „Durch die Misserfolge hatte ich meine Lockerheit verloren. Jetzt springe ich wieder mit Begeisterung.“
Und das soll noch eine Weile so blieben. Mit seiner Mutter Astrid, seit Jahren seine Trainerin, hatte er vor der Saison einen Plan gemacht. 2015 sollte nur ein Übergangsjahr sein. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut laufen würde. Das ist eine kleine Überraschung“, sagte er. Die Planung reicht auf jeden Fall bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro, aber auch die Heim-EM 2018 in Berlin könnte noch eine Option sein. „Ausschließen möchte ich das nicht“, meinte Onnen.
Überzeugt ist er zudem davon, dass es auch noch höher hinausgehen kann. „Ich denke, dass ich mein Leistungsvermögen nicht ausgereizt habe“, sagte er. „Es könnte noch in Richtung deutscher Rekord gehen.“ Den hatte Thränhardt 1987 aufgestellt. Wichtig wäre ihm, wenn auch seine Schwester Imke, ebenfalls eine ambitionierte Hochspringerin, mit ihm den Sprung nach Rio schaffen würde: „Das haben wir im Hinterkopf.“