Zehnkampf-Europameister Behrenbruch Gejagter in Götzis

Düsseldorf (dpa) - Zehnkampf-Europameister Pascal Behrenbruch ist bei der ersten WM-Qualifikation in Götzis zum Rollenwechsel gezwungen. Nach der Absage des kompletten Olympia-Medaillentrios mit Weltrekordler Ashton Eaton (USA) an der Spitze geht der 28-Jährige mit Startnummer 1 ins Rennen.

„Jetzt bin ich der Gejagte, sehe mich aber nicht als Favorit“, meinte Behrenbruch vor dem Saisonauftakt in dem österreichischen Mehrkampf-Mekka.

Der selbstbewusste Olympia-Zehnte fühlt sich zwar geschmeichelt, bremst aber auch die Erwartungen auf den neunten deutschen Sieg - zuletzt hatte Michael Schrader 2009 gewonnen. Denn Behrenbruch musste im Winter dreimal wegen Grippe und Erkältungen pausieren. „Ich hinke deshalb etwas hinterher, aber vielleicht ist das nicht so schlecht“, meinte er.

Schließlich sei er bei den Olympischen Spielen 2012 in London ziemlich platt gewesen. „Die Weltmeisterschaft in Moskau ist auch erst im August“, sagte der Olympia-Zehnte. Deshalb ist in Götzis sein erstes Ziel, die WM-Norm von 8200 Punkten zu übertreffen, die Fahrkarte nach Russland zu lösen und Mitte Juni in Ratingen nicht mehr antreten zu müssen: „Ich bin ein Götzis-Liebhaber und will dort den Sack zumachen.“

Nachdem Behrenbruch 2012 seinen Lebensschwerpunkt nach Tallinn verlegt hatte, ist er wieder nach Frankfurt zurückgekehrt. Auch sein Trainer Andrej Nazarov lebt nun am Main. Zusammen mit ihm hat er bis zu den Sommerspielen 2016 große Pläne. „In London hatte ich keinen so guter Auftritt, deshalb versuche ich es in Rio de Janeiro noch mal“, kündigte Behrenbruch an. Bis dahin will er seine Bestleistung von 8558 Punkten verbessern und weitere Medaillen sammeln. „Wenn man einmal oben war, will man oben bleiben“, sagte er zu seinen WM-Ambitionen.

Mit ihm werden in Götzis der Olympia-Sechste Rico Freimuth, Norman Müller (beide Halle), Jan Felix Knobel (Frankfurt/Main) und der junge Kai Kazmirek (LG Rhein Wied) antreten. „Für uns ist es eine aktive Situation mit vielen Möglichkeiten, das Potenzial im deutschen Zehnkampf ist momentan groß“, sagte Claus Marek, der Leitende Bundestrainer für den Mehrkampf.

Die Perspektive im Siebenkampf ist dagegen im WM-Jahr nicht so rosig, weil die Olympia-Zweite Lilli Schwarzkopf und die WM-Dritte Jennifer Oeser in dieser Saison Verletzungen auskurieren. In die Bresche springen soll die Neubrandenburgerin Julia Mächtig. „Ich habe gut trainiert und fühle mich fit. Es muss nur noch umgesetzt werden“, teilte Mächtig auf ihrer Facebook-Seite mit. Um sich für die WM zu qualifizieren muss die 27 Jahre alte Siebte der Hallen-EM die Norm von 6150 Punkten knacken. Begleiten werden sie nach Götzis Claudia Rath, Carolin Schäfer (beide Frankfurt), Maren Schwerdtner (Hannover) und Kira Biesenbach (Leverkusen).