Zehnkampf für Frauen - warum eigentlich nicht?
Peking (dpa) - Die Gleichberechtigung der Frauen ist in der Leichtathletik nicht komplett vollzogen. So gibt es für sie kein 50 Kilometer Gehen und nur einen 100- statt 110-Meter-Hürdenlauf. Außerdem bestreiten sie nur einen Sieben-, aber keinen Zehnkampf.
Diskutiert wurde über eine Aufstockung des Mehrkampfs für Frauen im Programm von Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen schon oft, verwirklicht wurde sie bisher nicht. Warum eigentlich? Schließlich führt der Weltverband IAAF offiziell längst einen Weltrekord im Frauen-Zehnkampf!
Was würde für Frauen im Zehnkampf an Disziplinen hinzukommen?
Im Zehnkampf müssten die Frauen zusätzlich 100 Meter laufen, Diskus werfen und Stabhochspringen sowie statt 200 Meter das Doppelte rennen und statt 800 dann zum Abschluss 1500 Meter laufen.
Gab es schon einmal Zehnkämpfe für Frauen?
Ja. Seit 2004 werden Frauen-Zehnkämpfe ausgetragen, aber nicht bei internationalen Titelkämpfen. Dennoch führt die IAAF einen offiziellen Weltrekord: Die Litauerin Austra Skujyte stellte ihn mit 8358 Punkten am 14./15. April 2005 auf. Insgesamt werden in der IAAF-Weltbestenliste zwölf Frauen aufgeführt, darunter auch Barbora Spotakova. Die tschechische Speerwurf-Olympiasiegerin von 2008 und 2012 erreichte 2004 im Zehnkampf 6749 Punkte. Den Siebenkampf gibt es seit 1981. Davor traten die Frauen nur im Fünfkampf an.
Was sagt der Deutsche Leichtathletik-Verband dazu?
„Es ist eine Idee, die in der Zukunft greifen wird“, meint der deutsche Cheftrainer Idriss Gonschinska. „Ich kann es mir gut vorstellen, weiß aber nicht, ob wir da schon so weit sind.“ Denn das Training für einen Frauen-Zehnkampf würde ein Training mit „völlig veränderter Methodik“ erfordern. „So eine Entwicklung kann man nicht in einem Jahr umsetzen“, sagt Gonschinska.
Sind Frauen physisch dazu in der Lage?
Frauen laufen Marathon, gehen über 20 Kilometer, betreiben auch den extreme Kraft erfordernden Stabhochsprung oder Hammerwurf. „Es gibt keine geschlechtsspezifischen Bedenken, warum eine Frau den Zehnkampf nicht erfolgreich absolvieren sollte“, sagt DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen.
Welche Argumente sprechen dagegen?
Die Organisation von Zehnkämpfen der Frauen und Männer bei einer Veranstaltung wie im Mehrkampf-Mekka Götzis wäre viel schwieriger, weil unter anderen vier statt zwei Stabhochsprunganlagen zur Verfügung stehen müssten.
Was sagen die Siebenkämpferinnen dazu?
Claudia Rath, WM-Vierte von 2013 und Teilnehmerin in Peking, hält den Siebenkampf für ausreichend. „Hoffentlich mache ich dann keinen Mehrkampf mehr: Noch eine Wurfdisziplin und Stabhochsprung dazu! Das ist nicht meine Disziplin“, bekennt die 29-Jährige. „Ob der Zehnkampf zu viel ist für Frauen, weiß ich nicht. Ich kann mich nicht mehr umstellen. Dafür bin ich zu alt.“