Lennart Thy verzichtet auf Fußball und spendet Blut

Eigentlich schießt Lennart Thy Tore. Und wenn das auf hohem Niveau geschieht, ist man ja durchaus mal geneigt, diese Fähigkeit als persönlichkeitsbestimmend zu begreifen. Der Mensch dahinter geht dann verloren.

In der vergangenen Saison spielte Bremens Leihgabe an Venlo noch bei Zweitligist St. Pauli.

Foto: Bernd Thissen

Lennart Thy hat jetzt das Signal in eine andere Richtung gesetzt. Der blonde Fußballstürmer, den der deutsche Fußball-Erstligist Werder Bremen vor der laufenden Saison an den niederländischen Ehrendivisionisten VVV Venlo ausgeliehen hat, lässt den Ball ruhen und wird auch am Samstag im Spiel des Tabellenzwölften gegen Tabellenführer PSV Eindhoven fehlen. Der 26-Jährige ist in ungleich wichtigerer Mission unterwegs: Thy will ein Leben retten — und bekommt von seinem Verein aus dem deutsch-niederländischen Grenzgebiet für diesen Plan jegliche Unterstützung.

Die Geschichte geht so: Vor sieben Jahren hat Thy, der in der ersten deutschen Liga den Durchbruch nie geschafft hat, bei einer Typisierungsaktion eine DNA-Probe abgegeben, um in der Zukunft theoretisch einem Leukämie-Patienten helfen zu können. Aus Theorie ist Praxis geworden: Tatsächlich ist jetzt ein Patient mit der nahezu identischer DNA registriert — eigentlich ein Vorgang von minimaler Chance. Thy beschloss auch deshalb, Blut spenden zu wollen, um eine Stammzellentherapie für den Patienten zu ermöglichen — und so vielleicht dessen Leben zu retten. Die Chancen stehen gut: Für viele Blutkrebspatienten ist die Stammzellenspende die einzige Chance auf Heilung. Und doch findet in Deutschland jeder zehnte Patient nach Angaben der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) keinen passenden Helfer.

So kam es, dass Venlos deutscher Stürmer seinem Verein in dieser Woche wegen der aufwändigen Maßnahmen fehlt und erst nächste Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigt — das alles unterstützt vom Verein und dessen Trainer Maurice Steijn. „Wir sind stolz auf Lennart Thy und diese besondere Hilfsbereitschaft“, hieß es aus dem Club, bei dem Thy nach Anfangsschwierigkeiten zum Stammspieler geworden war — und bei dem mit Lars Unnerstall auch der ehemalige Torwart von Fortuna Düsseldorf unter Vertrag steht. „Manchmal ist der Fußball dann doch nur reine Nebensache.“ Klar, dass Thy zum Vorbild taugt und diese Rolle im Zeichen der guten Sache auch spielen soll. Am 20. März wird er, der in 27 Spielen sieben Tore und sechs Vorlagen zuwege brachte, in einer Pressekonferenz Rede und Antwort stehen. kup/ull