Endspiel im Dom Ist die katholische Kirche noch zu retten?

Meinung · Die katholische Kirche steckt in ihrer schwersten Krise. Jetzt muss auch der Kopf von Erzbischof Rainer Maria Woelki rollen.

 Erzbischof Rainer Maria Woelki steht unter Druck.

Erzbischof Rainer Maria Woelki steht unter Druck.

Foto: dpa/Oliver Berg

Verglichen mit dem, was sich derzeit im Erzbistum Köln abspielt, dürfte die Schlacht von Worringen im 13. Jahrhundert eine Art Kindergeburtstag gewesen sein. Zwar fliegen heute keine Speere und drischt niemand mit einer Eisenkugel auf den anderen ein, aber auch Worte sind ein scharfes Schwert. Es fließt kein Blut in der Schlacht um Erzbischof Rainer Maria Woelki. Aber das Ziel ist klar: Köpfe müssen rollen, auf jeden Fall auch der des Kardinals.

Die katholische Kirche steckt in ihrer schwersten Krise. Der nicht enden wollende Missbrauchskandel, Lügen, Täuschungen, Intrigen und Vertuschungen machen den Sumpf immer tiefer, in dem der Klerus steckt. Aufklärung tut not, Strafverfolgung auch. Hier reichen nicht zehn Vater unser und 15 Rosenkränze, hier ist die weltliche Justiz gefragt. Wer sich an Schutzbefohlenen vergeht, muss alle Konsequenzen dafür tragen. Das gilt ebenso für die Vertuscher.

Noch sieht es nicht so aus, dass die Kirche diesen Prozess bewältigen kann. Aber es wird geschehen, es muss geschehen. Das ist die Kirche ihren Opfern schuldig. Danach muss die katholische Kirche entscheiden, was sie sein will und was sie noch sein kann in einer Gesellschaft, deren Mitgliedern es schon lange vermeintlich an nichts mehr fehlt.

Diese Sinnsuche scheint Erzbischof Woelki vor einigen Jahren eingeleitet zu haben. Aussichten auf Erfolg hat er allerdings kaum. Denn Reformen sind nicht unbedingt das Ziel von Menschen, die seit Jahr und Tag sorgenfrei und sicher vor den Folgen etwaiger Fehlleistungen auf ihr Rentnerdasein hingearbeitet haben. Das ist eine sehr schwierige Ausgangslage. Am Versuch, aus Eseln Rennpferde zu machen, sind schon ganz andere gescheitert als der stoisch störrische Kölner Kardinal. Das entbindet ihn oder seinen Nachfolger aber nicht von der Aufgabe, eine Antwort zu finden auf die Frage: Wozu wird die Kirche noch gebraucht? So wie sie heute ist, fällt die Antwort leicht: zu gar nichts.