Fußball-EM Löw vor kompliziertem Start: Corona beeinflusst Trainingslager-Pläne

Seefeld · Seefeld wartet auf Thomas Müller, Mats Hummels und Co. - doch Joachim Löw und sein Stab müssen vor dem Start ins EM-Trainingslager noch eilig einige Fragen lösen.

Für Bundestrainer Jogi Löw beginnt die heiße Phase vor der EM.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Wie stark beeinflussen neue Maßnahmen gegen die Ausbreitung der indischen Corona-Variante die Reisepläne der sechs England-Profis in Löws Kader? Wann kann der an Covid-19 erkrankte Toni Kroos ins EM-Vorbereitungscamp in Tirol kommen? Wann können zuletzt angeschlagene Spieler wie der Münchner Leon Goretzka wieder einsteigen?

Für den nach der EM freiwillig scheidenden Bundestrainer ist die Vorbereitungszeit im österreichischen Seefeld und dann ab 8. Juni im EM-Stammquartier beim DFB-Partner Adidas in Herzogenaurach ein entscheidender Baustein, um seine letzte Mission mit der deutschen Nationalmannschaft zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Nach der EM übernimmt dann sein ehemaliger Assistent Hansi Flick.

„Wir brauchen Spieler, die geistig und körperlich mit großer Frische kommen. Die Spieler kommen nicht total überbelastet aus der Saison, das heißt, die Intensität wird hochgefahren“, kündigte Löw für die zehn Tage Trainingslager bereits an.

Die Bedingungen in der Tourismus-Region in den Tiroler Alpen sind hervorragend. Vom Teamhotel Nidum auf dem Seefelder Plateau haben die nach mehr als zwei Jahren von Löw ins Aufgebot zurückgeholten Rio-Weltmeister Müller und Hummels sowie alle ihre Kollegen einen malerischen Blick auf die schneebedeckten Gipfel. Auf dem weiträumigen Trainingsgelände gibt es ein großes Fitnesszelt.

Die Corona-Problematik sorgt bei Löw und seinen Mitarbeitern, die am Donnerstag in der Olympia-Region anreisen, allerdings schon vor dem Eintreffen der Mannschaft am Freitag für einige Ungewissheit.

Routinier Kroos hatte sich mit dem Coronavirus infiziert, sein Trainingsstart hängt von der Genesung ab. Bernd Leno, Ilkay Gündogan, Antonio Rüdiger, Kai Havertz, Timo Werner und Robin Koch sind von den neuen, schärferen Quarantäne-Vorschriften für Bürger betroffen, die aus dem Virusvariantengebiet Großbritannien einreisen. Das trifft sowohl für die Einreise in Deutschland als auch in Österreich zu.

„Die Komplexität des Themas und die Auflagen sind uns bewusst. Wir arbeiten aktuell an Lösungen“, sagte Nationalmannschaftssprecher Jens Grittner am Mittwoch. Gündogan (Manchester City) sowie die Chelsea-Profis Rüdiger, Havertz und Werner, deren Clubs am Samstag in Porto gegeneinander das Champions-League-Finale bestreiten, sollten eigentlich nach dem ersten Testspiel der Nationalelf am 2. Juni in Innsbruck gegen Dänemark zum Team stoßen.

Leno hat mit dem FC Arsenal am Sonntag zum Saisonabschluss der Premier League noch in England gespielt. Koch war bei Leeds United nicht im Kader. Für Einreisende aus Großbritannien gilt seit Sonntag in Deutschland eine zweiwöchige Quarantänepflicht, die auch nicht durch negative Tests verkürzt werden kann. In Österreich wird für Personen der sogenannten Anlage 2 der Covid-19-Verordnung, zu der das Vereinigte Königreich zählt, eine zehntägige Quarantäne fällig, die mit einem negativen Test ab dem fünften Tag nach der Einreise beendet werden kann. Der DFB steht mit den Behörden wegen möglicher Sonderregelungen in Verbindung.

Grundsätzlich gebe es keine Ausnahmen, teilte das österreichische Gesundheitsministerium auf dpa-Anfrage mit. Aber es könne eine Sonderregelung geben, „wenn dies im zwingenden Interesse der Republik Österreich liegt“. Dies werde dann nach Eingang einer entsprechenden Anfrage zwischen Sport- und Gesundheitsministerium entschieden. Dem Sportministerium liege derzeit kein Ersuchen des DFB vor, sagte ein Sprecher am Mittwochabend.

Dem Trainingscamp in Tirol schließt sich am 7. Juni in Düsseldorf die EM-Generalprobe gegen Lettland an. Einen Tag später bezieht der DFB-Tross sein EM-Stammquartier in Franken. Das erste Gruppenspiel bestreitet Deutschland am 15. Juni in München gegen Frankreich.

Noch größere Probleme könnte es geben, wenn das deutsche Innenministerium wegen der zuerst in Indien entdeckten Corona-Variante an den Einreiseregeln aus Großbritannien festhält und auch dem europäischen Verband UEFA keine Ausnahmen einräumt. „Diese Regeln gelten auch für den Profifußball“, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Beim am 2. Juli in München angesetzten EM-Viertelfinale wäre ein Team beteiligt, dass zuvor am 26. Juni in London das Achtelfinale gewonnen hat. Die UEFA teilte mit, sie prüfe die Lage. „Die Situation ändert sich ständig“, hieß es vom Dachverband vielsagend.

(dpa)