Olympia-Pläne an Rhein und Ruhr 2032 Michael Mronz: "Über 80 Prozent der Sportstätten sind bereits vorhanden"

Der Sportmanager Michael Mronz spricht über neuen Schwung für die Olympia-Pläne an Rhein und Ruhr für 2032 nach den Winterspielen in Pyeongchang, über neue Konkurrenten und neue Pläne des DOSB.

Olympia in NRW: Michael Mronz will demnächst ein weiteres Planungspapier für die Spiele 2032 präsentieren.

Foto: Marius Becker

Düsseldorf. Inzwischen gibt es eine eigenständige Gesellschaft für das Thema einer potenziellen Olympia-Bewerbung: die Rhein-Ruhr-City GmbH. Mit der schönen Adresse „Im Welterbe 10“ in Essen auf dem Gelände der Zeche Zollverein. Der Rheinländer Sportmanager Michael Mronz hat der privaten Initiative einen institutionellen Rahmen im Ruhrgebiet gegeben. Und will frisch gestärkt von den Eindrücken der Olympischen Spiele in Pyeongchang und einer erstmals von DOSB-Präsident Alfons Hörmann geäußerten Zuversicht für eine deutsche Olympia-Bewerbung zwischen 2030 und 2040 jetzt weitere Akzente setzen: für Olympische Spiele im Sommer 2032 in der Region Rhein-Ruhr.

Herr Mronz, haben die in Deutschland begeistert aufgenommenen Winterspiele Einfluss auf Ihre Planungen für ein Olympia in der Rhein-Ruhr Region?

Michael Mronz: Ich habe das als großer Sportfan verfolgt und mich über die beeindruckenden Leistungen gefreut. Ich hoffe, das gibt jetzt auch Rückenwind für die Paralympics, die ja noch folgen und die gleiche Aufmerksamkeit verdient haben.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat sich ziemlich unvermittelt sehr positiv über eine deutsche Olympia-Bewerbung geäußert. Fühlen Sie jetzt Rückenwind für Ihr Projekt?

Mronz: Das Thema Olympische Spiele und die Begeisterung aus Südkorea, die ja auch sehr glaubwürdig vermittelt worden ist, hat die Menschen in Deutschland wieder erreicht. Sie haben mitgefiebert. Und das ist zweifellos Rückenwind für eine mögliche Bewerbung. Weil man wieder gesehen hat, welche Emotionen und Begeisterung ein solches Großereignis vermitteln kann.

Waren Sie überrascht vom plötzlichen Vorpreschen Hörmanns?

Mronz: Ich hatte Verständnis für die Zurückhaltung des DOSB nach zwei gescheiterten Bürgerentscheiden und drei Bewerbungen zuvor, die auf internationaler Ebene verloren gegangen sind. Dass der DOSB sich nicht sofort an die Speerspitze der Bewegung setzt, ist nachvollziehbar. So gesehen freue ich mich, dass der DOSB jetzt zwischen 2030 und 2040 das richtige Fenster für eine erneute deutsche Bewerbung sieht. Und ich freue mich, dass wir mit unserer Konzeption für 2032 auf sehr gutem Weg sind.

An der Sie festhalten wollen?

Mronz: Ja. Wir haben in den letzten zwei Jahren sehr gute Sachargumente zusammentragen können. Wir werden die ersten sein, die ein Sportstätten- Konzept vorlegen, das zu 100 Prozent die Agenda 2020 des IOCs berücksichtigt. Wir wollen im April zusammen mit dem Ministerpräsidenten und den beteiligten Kommunen in Düsseldorf das erste konkretere Planungspapier für Olympische Spiele an Rhein und Ruhr vorstellen. Das Gleiche entwickeln wir dann für die Paralympischen Spiele und beschäftigen uns im Anschluss mit den offenen Fragen Leichtathletik-Stadion und Olympisches Dorf. Aber wir liegen gut im Zeitplan.

Plötzlich sind aber auch Bewerbungen von Berlin, die der Altkanzler Gerhard Schröder ins Spiel gebracht hat, oder gar Olympische Winterspiele in Deutschland im Gespräch. Wohin wird die Reise gehen?

Mronz: Gut ist, dass wieder eine Diskussion um das Thema entstanden ist, dass Deutschland sich für Olympia bewerben sollte. Wenn man sieht, mit welcher Euphorie die Menschen noch heute über die Fußball-WM 2006 sprechen, dann ist das außergewöhnlich und zeigt, dass Großereignisse übergeordnet Dinge anschieben und bewegen können. Wenn die Diskussion jetzt eine breitere Grundlage erfährt, dann ist das sehr gut. Sie sollte dabei immer sachlogisch geführt werden.

Was hielten Sie von einer Konkurrenz-Bewerbung Berlins?

Mronz: Der DOSB hat sich damals für Hamburg und gegen Berlin entschieden. Ich kann zu einer neuen Initiative in Berlin gar nichts sagen, weil dort keine Konzeption präsentiert worden ist. Wichtig ist, dass es am Ende nicht darum geht, ob es Berlin, Hamburg oder Rhein-Ruhr wird. Es muss ein ökologisch und ökonomisch überzeugendes Konzept sein, das die Bürger von Beginn an mitnimmt und sie dabei auch eine emotionale Verbindung zu den Sportstätten haben. Und es muss eine klare Nachnutzung aufzeigen, bevor die Spiele beginnen. Und Nachnutzung bedeutet kein Rückbau von Sportstätten, sondern eine sinnvolle Nutzung der dann vorhandenen Infrastruktur.

Sind Sie selbst an das System Rhein-Ruhr gekoppelt, oder könnten Sie sich auch vorstellen, für andere Bewerber zu arbeiten?

Mronz: Wir treten für die Konzeption Rhein-Ruhr an, weil wir davon überzeugt sind. Wir erfahren durch erste Befragungen eine breite Unterstützung in der Bevölkerung. Auch Landesregierung und Oppositionsparteien begrüßen das. Weil man sieht, dass das Konzept auf ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit zählt und eine maximale Nutzung der Infrastruktur mit sich bringt. Über 80 Prozent der Sportstätten sind bereits heute vorhanden. Ich trete damit an und bin davon überzeugt.

Auch über Winterspiele wird nach den Eindrücken aus Pyeongchang gesprochen. Was spricht aus Ihrer Sicht für Sommerspiele in Deutschland?

Mronz: Zuerst ist es eine Entscheidung des DOSB mit der Politik. Deutschland sollte sich dort bewerben, wo wir im ersten Schritt die Menschen am meisten überzeugen können, im zweiten Schritt die Politik und die Sportpolitik und im dritten dann auch das IOC, um dann auch international eine Mehrheit zu erhalten. Die Zeit ist reif für alternative Konzepte, die auf der Grundlage der Agenda 2020 stehen. Und unser Angebot ist eine hundertprozentige Antwort auf die Agenda des IOCs. Jeder, der eine neue Agenda schreibt, freut sich, wenn er darauf eine passende Antwort bekommt. Die Rhein Ruhr City 2032 bietet sie.

Wie ist ihr Zeitplan, was sind die nächsten Schritte?

Mronz: Nach der Präsentation im April und den schon angesprochenen nächsten Schritten zielen wir auf unser Metropolenkonzept ab. Das neue Wir-Denken der Kommunen in Rhein Ruhr bietet große Chancen, wichtige Themen gemeinsam als eine Metropolregion anzugehen. Dazu zählen Themen wie die vernetzte Mobilität und Digitalisierung. Daher planen wir noch in diesem Jahr einen Mobilitätskongress. Dann gehen wir die Frage an: Wo entstehen die Arbeitsplätze von morgen? Wenn man sieht, dass in der Metropolregion 500.000 Studenten leben, sind das 500.000 Geschäftsideen. Einer hat zwei, drei Ideen, zwei drei haben keine. In den USA entstehen die neuen Arbeitsplätze rund um die Universitäten. NRW ist ein Land im Umbruch. Dabei können Olympische Spiele die Klammer dafür sein, dass hier ein neues Metropolendenken stattfindet. Dann werden wir die Menschen auch für das Großereignis begeistern. Die Mobilität in der Region mit zehn Millionen Menschen und die Wirtschaftskraft, die dahinter steckt, und die jetzt auf die Digitalisierung ausgerichtet werden muss — das kann der wahre Wert und Nutzen werden.

Wann wird das greifbar?

Mronz: Wir werden das konkretisieren. Natürlich bin ich kein Mobilitätsexperte. Deswegen werden wir den Kongress mit Professor Günther Schuh und der RWTH Aachen, wo unter anderem gemeinsam mit der Deutschen Post der Streetscooter entwickelt worden ist, und wo jetzt das eGo-Auto entwickelt wird, durchführen.

Glauben Sie, dass 2032 die Spiele in der Region stattfinden?

Mronz: Für Deutschland muss das beste Konzept antreten. Wir schaffen mit unserem Planungspapier dafür sehr überzeugende Sachargumente. Wenn es andere Bewerber gibt, die bessere Argumente haben sollten, wäre dies richtig. Wir wollen weg vom Gigantismus hin zur Nachhaltigkeit und die Menschen emotional mitnehmen. Dafür haben wir ein gutes Angebot, das wir präsentieren und fortschreiben. Und wir wollen immer besser werden. Was kann man aus den gescheiterten Bewerbungen von München und Hamburg lernen? Vielleicht auch, dass die Kommunikation mit den Menschen zu spät eingesetzt hat. Wir erarbeiten ein von Beginn an transparentes Angebot. Und ich glaube, dass wir am Ende des Marathons als Sieger über die Ziellinie gehen können.