Audi-Pilot Tomczyk holt DTM-Titel: „Nie aufgeben“

Valencia (dpa) - Schon im vorletzten Saisonrennen des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) hat Martin Tomczyk die Sensation perfekt gemacht: Der Audi-Pilot ist der erste DTM-Champion in einem älteren Auto.

Dabei fing die Saison des Rosenheimers mit einem Rückschlag an.

Als Martin Tomczyks historischer Titel feststand, da gab es auch für die Kollegen bei Audi kein Halten mehr. Die Ex-Champions Timo Scheider und Mattias Ekström waren in Valencia vorsorglich vom Hotel ins Wohnmobil direkt an der Rennstrecke umgezogen, um nach der Siegesfeier des Rosenheimers einen kurzen Weg ins Bett zu haben. Sie wussten, dass nun bei Audi alle Dämme brechen würden. „Das wird eine Riesenparty, heute reißen wir die Hospitality ein“, sagte Scheider.

Da hatte Tomczyk zur Abkühlung bereits in einem Wasserbottich gelegen und ein Bier erhalten, nachdem er den ersten Gesamtsieg in seiner elfjährigen DTM-Karriere beim vorletzten Saisonrennen vorzeitig perfekt gemacht hatte. Und er kam aus dem Feiern nicht mehr heraus: Erst die Party am „Circuit Ricardo Tormo“ mit dem ganzen Team bis drei Uhr nachts, am nächsten Tag flog der zweite bayerische DTM-Sieger nach Hans-Joachim Stuck (1990) von Spanien zum Münchner Oktoberfest.

„Das war ein fantastisches Jahr und ein hart erarbeiteter Titel“, sagte der Rosenheimer. Mit nun 64 Punkten kann er in der Fahrerwertung beim Saisonfinale in Hockenheim (23. Oktober) nicht mehr vom Mercedes-Rivalen Bruno Spengler (51) abgefangen werden. Der Kanadier belegte in Valencia nur Rang sieben. Spengler hatte alles versucht. Doch er konnte nicht verhindern, dass Tomczyk beim dritten Saisonsieg des Schweden Ekström vom zehnten Startplatz auf Rang drei fuhr und jubelte.

„Es war über elf Jahre ein Auf und Ab und im elften Jahr hat es geklappt, meinte der bodenständige und stets freundliche Tomczyk. Dabei hatte die Saison zunächst mit einem „Ab“ begonnen. Weil Audi mit seinen Leistungen nicht mehr zufrieden war, versetzte ihn Motorsportchef Wolfgang Ullrich vor Saisonbeginn vom neueren Audi A4 des Jahres 2009 in ein 2008er-Modell zum Team Phoenix. Doch Tomczyk wandelte den Frust in Motivation um und ist der erste DTM-Titelträger in einem „Gebrauchtwagen“. „Man darf nie aufgeben“, betonte er.

Mit Tomczyks Sensation, umrahmt von einem Sechsfach-Erfolg an der spanischen Mittelmeerküste, gelang Audi auch die Revanche für 2010, als Mercedes mit Tomczyks Vorgänger Paul di Resta (Schottland) an der Spitze einen Dreifach-Erfolg im Gesamt-Klassement erzielte. „Ich kenne Martin seit elf Jahren“, meinte Ekström. „Er hat oft Pech gehabt und es verdient. Dieses Jahr hat es perfekt gepasst für ihn.“

„Die letzten 19 Runden kamen mir vor wie zwei komplette Rennen“, sagte Tomczyk. „Wir haben uns auch von Rückschlägen nie runterholen lassen, waren immer vorne dabei. Es ist Zeit, dass das tolle Auto in den Ruhestand geht.“ Seine diesjährigen Zahlen sind beeindruckend: Er fuhr bei den bisher neun von zehn Saisonläufen drei Siege heraus, stand siebenmal auf dem Podium und war nie schlechter als Rang fünf.

Für den „ewigen Zweiten“ Spengler, der schon zweimal Vize-Meister war und den Titel 2010 im letzten Rennen verspielte und Dritter wurde, bleibt wieder nur Enttäuschung. „Ich habe die Meisterschaft nicht heute, sondern schon vorher verloren“, betonte der 27-Jährige. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug sagte: „Wir haben in den letzten drei Rennen nicht gerade glücklich agiert.“

Allem Anschein wird Spengler 2012 zum DTM-Rückkehrer BMW wechseln, bestätigt ist das aber noch nicht. Gerüchten zufolge ist BMW auch mit Tomczyk in Kontakt. Doch Audi-Motorsportsprecher Jürgen Pippig sagte, dass sein Chef Ullrich „sehr, sehr gelassen ist, was Martin angeht“. Gefeiert wird bei dem noch weiter: Am 7. Dezember wird er 30 Jahre alt. Und dann steht da irgendwann die Hochzeit mit seiner Schweizer Verlobten Christina Surer an. Den Termin behält er noch für sich.