Leistung statt Sprüche - DTM-Titel an Tomczyk?

Valencia (dpa) - Auch vor dem vielleicht wichtigsten Wochenende seiner Motorsport-Karriere bleibt sich Martin Tomczyk treu. Keine flotten Sprüche, keine Spitzen gegen die Konkurrenz: Der Führende im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) ist keiner für extravagante Auftritte.

Dabei kann der in Rosenheim geborene Audi-Pilot schon beim vorletzten Saisonrennen in Valencia am Sonntag erstmals den DTM-Titel holen. Dazu muss er an der spanischen Mittelmeerküste nur zwei Punkte mehr einfahren als der Verfolger Bruno Spengler von Mercedes.

Er werde „volle Attacke angreifen“, sagt der 29-Jährige. „Ich werde mein Bestes geben.“ An den Titel „denke er aber noch nicht“. Dabei könnte Tomczyk etwas in der DTM Historisches schaffen: Gewinnt er in Valencia oder wird er Zweiter, wäre er der erste Fahrer, der den Gesamtsieg in einem „Jahreswagen“ holt. Er fährt ein A4-Modell von 2008, Spengler dagegen eine neuere C-Klasse von 2009. Doch der bodenständige Tomczyk wird deshalb nicht großspurig. Der Bayer ist ein sehr guter Rennfahrer, aber keiner für den Boulevard.

Für Glamour sorgt bei ihm allenfalls seine Schweizer Verlobte Christina Surer: Rennfahrerin, Moderatorin und Model. Dabei hätte der Sohns des ADAC-Sportpräsidenten Hermann Tomczyk allen Grund, eine etwas größere Klappe zu riskieren. Bei der „Wasserschlacht“ am Norisring schwamm er Anfang Juli von Rang zehn noch auf den dritten Platz vor. Auch zuletzt in Oschersleben fuhr er in strömendem Regen sogar von Startplatz 15 noch als Zweiter über die Ziellinie und verpasste Spengler den möglicherweise entscheidenden Schlag. Der Kanadier liegt nun mit 49 Punkten neun Zähler hinter Tomczyk (58).

Spengler muss vor Valencia und dem Saisonfinale in Hockenheim (23. Oktober) fürchten, endgültig als ewiger Zweiter abgestempelt zu werden. Zwar gilt er mit als bester Fahrer im 18er-Feld. Doch nach 2006 und 2007, als er jeweils Vize-Meister wurde, und 2010, als er den Titel im letzten Rennen an seinen Mercedes-Kollegen Paul di Resta verspielte, könnte er wieder der große Verlierer werden.

„Neun Punkte bei noch zwei Rennen ist relativ viel, aber die Chance ist noch da“, erklärte Spengler. Er wolle in Valencia „maximal viele Punkte holen, damit ich für Hockenheim noch eine Chance habe“. Wenn er etwas gerne von Tomczyk hätte, dann wären es die „25 Kilo weniger“, die dessen Auto habe. Also den Gewichtsvorteil, der den „Jahreswagen“ eingeräumt wird. Denn der Unterschied zwischen den 2008er und 2009er Modellen sei über die Jahre immer kleiner geworden, meint Spengler. Die 25 Kilo seien also ein Vorteil.

Für Tomczyk wäre der DTM-Titel wohl eine Genugtuung. Denn er wurde vom Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich vor der Saison vom neueren Audi-A4 des Abt-Teams in den „Gebrauchtwagen“ des Phönix-Teams zurückversetzt, weil er die Erwartungen nicht erfüllt hatte.

Leidet bei Spengler derweil die Konzentration? Sein Wechsel zum 2012 in die DTM zurückkehrenden Autobauer BMW scheint fast sicher. „Dass er zu BMW wechselt, ist im Moment sicher kein Vorteil für ihn. Aber er hat es so gewollt“, meint der Schwede Mattias Ekström, der im neueren A4 kaum noch Titelchancen hat, bei Audi aber für die Sprüche zuständig ist. So sagt er zu Tomczyks Aussichten: „Die Vorjahres- Autos werden bei uns sehr gut gepflegt. Es ist also nicht so, dass Martin eine Mülltonne fährt und ich ein Schloss.“