Bändigt Rossi Ducati? - Deutsche Mitfavoriten
Losail (dpa) - Traum-Ehe oder Trauma? Vor dem Saisonstart der Motorrad-WM am Sonntag in Katar wird so inbrünstig und kontrovers wie selten zuvor diskutiert. Im Mittelpunkt der Diskussion steht der neunmalige Weltmeister Valentino Rossi, der erstmals mit einer Ducati an den Start geht.
Die Tifosi bejubeln die Partnerschaft des italienischen Superstars mit der traditionsreichen italienischen Marke als Traum-Ehe. Doch die könnte sich schon bald als Trauma erweisen, denn auch Rossi scheint wie viele seiner Vorgänger massive Probleme mit der „Unbändigen“ zu haben.
Bei den letzten Testfahrten Anfang dieser Woche in Katar rangierte Rossi lediglich auf Platz 13 mit besorgniserregenden 1,3 Sekunden Rückstand auf Honda-Pilot Casey Stoner. Rossi wiegelte allerdings ab: „Wir sind nicht so schlecht, wie es aussieht. Leider schmerzte meine verletzte Schulter wieder stark, so dass wir die weichen Reifen, mit denen sicher eine bessere Rundenzeit möglich gewesen wäre, gar nicht ausprobiert haben.“ Ein glimpflich abgelaufener Sturz sorgt auch nicht gerade für Zuversicht. Zumal es zu erwarten war - die Ducati gilt als extrem störrisch, vor allem die Kontrolle des Vorderrads hatte bisher kaum ein Fahrer im Griff.
Selbst der Australier Casey Stoner, Rossis Vorgänger im Ducati-Sattel, kann ein Lied davon singen. Dass seine Probleme in der Saison 2010 nicht auf mangelndes Fahrkönnen zurückzuführen sind, bewies der ins Honda-Werksteam gewechselte Stoner mit einer überragenden Bestzeit bei den Tests. Honda hat ein geniales Getriebe entwickelt, mit dem Schaltvorgänge so schnell und ruckfrei möglich sind, dass pro Runde bis zu einer halben Sekunde eingespart werden kann.
Weil Titelverteidiger Jorge Lorenzo (Spanien) derartige technische Hilfsmittel an seiner Yamaha nicht zur Verfügung stehen, gelten die Honda-Piloten Stoner und Dani Pedrosa (Spanien) als Top-Favoriten.
Wie in den vergangenen Jahren findet die MotoGP-WM auch 2011 ohne deutsche Beteiligung statt. Dafür starten gleich sechs Deutsche in den kleineren Klassen. Der Zahlinger Stefan Bradl geht in der Moto2-Kategorie mit einem Kalex-Fahrwerk aus deutscher Fertigung in die Rennen. Wie gut er damit zurecht kommt, zeigte seine Bestzeit bei den Tests im spanischen Jerez. „So gut habe ich vor dem Saisonbeginn noch nie ausgesehen“, sagt Bradl und hofft, dass es dieses Jahr zu mehr als nur einem Sieg wie im vergangenen Jahr reicht.
Max Neukirchner, der zweite deutsche Moto2-Pilot, dürfte sich dagegen um Podestplätze zunächst kaum Gedanken machen. Der 27-jährige Stollberger in Diensten des MZ-Racing-Teams hat zwar eine lange Karriere in der Superbike-WM hinter sich, die Moto2-Klasse ist für ihn jedoch Neuland.
Sandro Cortese muss sich höhere Ziele stecken. Im siebten Jahr seiner Grand-Prix-Karriere sollte der 21-jährige 125-Kubikzentimeter-Fahrer mit einem Topergebnis den Grundstein für einen erfolgreichen Aufstieg in die Moto2-Klasse legen. Immerhin: Die Testfahrten beendete er als Drittschnellster und ist deshalb überzeugt: „Ich werde um vorderste Plätze mitkämpfen.“ Dabei könnte er auf Jonas Folger treffen. Der 17-jährige Youngster hat 2011 einen Platz im Team des Finnen Aki Ajo bekommen. Dieses Team stellte die Weltmeister der vergangenen beiden Jahre. Soweit denkt Folger nicht, meint jedoch: „Plätze unter den ersten fünf müssten drin sein.“
Komplettiert wird das deutsche Aufgebot durch die beiden 18-jährigen Achtelliter-Fahrer Marcel Schrötter und Daniel Kartheininger. Schrötter startet unter der Flagge des indischen Mahindra-Konzerns. „Das Team kommt aus Italien und hat schon WM-Erfahrung, Mahindra tritt als Sponsor auf - für mich eigentlich eine Notlösung, aber sicher nicht die schlechteste“, sagt der Pflugdorfer.
Kartheininger plagen dagegen noch Budgetsorgen: „2010 habe ich das nötige Geld nicht zusammenbekommen. Dieses Jahr hat es zumindest für einen Anfang gereicht - mal sehen, wie lange ich damit fahren kann.“