Bahrain: Formel-1-Wüstenrennen droht erneut Absage
Manama (dpa) - Die Debatte um eine neuerliche Absage des Formel-1-Rennens in Bahrain nimmt immer mehr Fahrt auf und droht den China-Abstecher der Königsklasse in dieser Woche zu überschatten.
Menschenrechtler, Politiker und nun angeblich auch einige Teams drängen darauf, den Grand Prix im Golfstaat wie im Vorjahr wegen der unruhigen politischen Lage abzusagen. „Wenn ich brutal ehrlich bin, dann können sie dieses Rennen nur ohne Zwischenfall durchziehen, wenn sie es komplett militärisch abschirmen. Das wäre inakzeptabel“, zitierte die britische Zeitung „Guardian“ einen ungenannten Teamchef.
Sogar Chefvermarkter Bernie Ecclestone, der lange eisern an dem Wüstenrennen festgehalten hatte, rudert inzwischen zurück. „Wenn die Teams nicht dorthin wollen, können wir sie nicht zwingen“, zitierte die „Times“ den 81-Jährigen am Dienstag.
Noch habe ihn zwar keiner der Rennställe wegen Bedenken kontaktiert, die Entscheidung über eine erneute Absage liege jedoch ohnehin bei den Streckenbetreibern, Bahrains Regierung oder dem Weltverband FIA, betonte Ecclestone. „Zu diesem Zeitpunkt gibt es keinen Hinweis darauf, dass das Rennen nicht stattfindet“, sagte der Rechte-Mitinhaber. Für ihn stehen rund 30 Millionen Euro an Antrittsgeldern auf dem Spiel.
In den vergangenen Wochen waren wieder Tausende für Reformen in Bahrain auf die Straßen gegangen. Mehrfach kam es dabei zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei. Ex-Weltmeister Damon Hill hatte gewarnt: „Es wäre eine schlimme Situation, schlecht für die Formel 1, wenn für das Rennen das Kriegsrecht durchgesetzt werden müsste.“
Die FIA beteuerte, die Situation „ständig zu beobachten und zu bewerten“. Täglich sei der Verband in Kontakt mit den lokalen Behörden, um die Sicherheit beim Rennen zu garantieren. „Uns ist mehrfach von den höchsten Behörden in Bahrain bestätigt worden, dass alles unter Kontrolle ist“, erklärte ein Verbandssprecher. Bahrains britischer Sicherheitsberater John Yates versicherte: „Es gibt nichts, dass die Verschiebung des Rennens rechtfertigen würde.“
Die Streckenbetreiber beklagten am Dienstag via Pressemitteilung „riesige Missverständnisse“ in der Diskussion. „Wir haben in den vergangenen Wochen eine Reihe von Leuten in Bahrain begrüßt, die alle für sich selbst herausfinden konnten, dass das Königreich für ein Formel-1-Rennen bereit ist“, erklärte Streckenchef Zayed Al Zayani.
So ganz trauen die Rennställe dieser Einschätzung aber wohl nicht. Angeblich haben einige Teams bei ihren Flugbuchungen für Personal und Luftfracht Vorkehrungen getroffen, um bis nach dem Großen Preis von China am Sonntag noch auf eine Bahrain-Absage reagieren zu können. In Shanghai werden neuerliche Diskussionen zwischen FIA-Präsident Jean Todt, Ecclestone und den Teams erwartet.
Ecclestone kontaktierte nach den jüngsten Ausschreitungen am Montag den Kronprinzen Salman bin Hamad Al-Khalifa und bat um eine Garantie für die Sicherheit der Formel 1. Zudem lud er die Anführer der Demonstranten zu einer Pressekonferenz an der Rennstrecke ein.
Zuvor hatte eine Protestgruppe in einem Brief an Ecclestone gedroht, das Rennen massiv stören zu wollen. Menschenrechtler warfen der Formel 1 vor, eine Diktatur zu unterstützen. Der britische Parlamentarier Richard Burden mahnte, es sei „nicht richtig für die Formel 1, der Welt ein abgeschottetes Bild einer Normalität zu zeigen“, das nicht der Realität entspräche.
Die Teams und die Fahrer halten sich wie im vergangenen Jahr mit öffentlichen Meinungsäußerungen sehr zurück. In der Vorsaison hatte sich die Absage des Rennens zur Blamage für die Rennserie entwickelt, als auch der festgesetzte Nachholtermin wieder gestrichen wurde.