Bradl zahlt Lehrgeld und wird gefeiert - Cortese 3.
Doha (dpa) - Stefan Bradl hat in seinem ersten MotoGP-Rennen Lehrgeld gezahlt, seine neue Mannschaft aber tief beeindruckt. Als der Zahlinger nach seinem achten Rang beim Auftakt der Motorrad-WM in Doha in seine Box rollte, stand das Team Spalier und applaudierte dem Neuling.
In der Auslaufrunde hatte bereits der von Bradl geschlagene neunmalige Weltmeister Valentino Rossi per Handschlag gratuliert - eine ungewöhnliche Geste des Italieners. Mit einem zufriedenen Lächeln, das stark an den Augenblick seines Moto2-Titelgewinns im vergangenen November erinnerte, stieg der Honda-Pilot von seinem Dienstfahrzeug.
Dabei war längst nicht alles glatt gelaufen. Vielmehr hatte der 22-Jährige noch mit typischen Anfängerfehlern zu kämpfen, die ihm sogar einen Rang unter den besten Sechs kosteten. Sieger wurde der Spanier Jorge Lorenzo (Yamaha). „Ich bin aber sehr zufrieden, habe einen guten Job gemacht. Es hätte auch noch etwas besser sein können, aber ich war dreiviertel des Rennens alleine unterwegs. Da hätte ich etwas Hilfe und Orientierung gebraucht“, erzählte Bradl später, bevor er sich mit der Crew auf den Weg machte, um ein in Katar schwer zu erhaltenes Feierabendbier aufzutreiben.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Bradls Teamchef Lucio Cecchinello bei allen Mitarbeitern für deren Arbeit bedankt. Auch wenn der Italiener wie stets dabei keine Miene verzog, konnte man an seiner geschwellten Brust ablesen, dass er nicht ohne Stolz den ersten Grand Prix des Jahres zu den Akten legte. Immerhin: Bradl hat gleich im ersten Rennen auf der 1000-Kubikzentimeter starken Honda die Platzierung geschafft, die sein Vorgänger Toni Elias (Spanien) in der vergangenen Saison als Bestleistung zu Buche stehen hatte.
„Ich denke schon, dass ich eine Duftmarke hinterlassen habe. Und dass ich nahezu fehlerfrei gefahren bin, freut mich sehr“, berichtete Bradl stolz, nannte den Fehler aber auch beim Namen, der ihn um den schon sicher geglaubten sechsten Platz brachte: „Ich hatte mit der Justierung meines Bremshebels Probleme. Da habe ich das Rädchen in die falsche Richtung verstellt. Das war mein Fehler, das müssen wir in Zukunft markieren. Ich dachte erst, irgendetwas ist faul mit der Bremse, es wird immer schlechter. Ich glaubte schon, ich hätte ein ernsthaftes Problem. Das hat mich drei Runden gekostet, da habe ich viel Zeit verloren.“
Für den nächsten Grand Prix in knapp drei Wochen im spanischen Jerez ist Bradl nun zuversichtlich. „Wir haben hier eine gute Basis gefunden, wollen aber in Jerez besser anfangen. Wir sind nicht so weit weg von der Spitze“, sagte er. Das Potenzial vom Motorrad habe man noch lange nicht ausgeschöpft. „Da müssen wir noch am Set up, am ganzen System arbeiten. Aber das ist auch gut so, sonst wären wir mit Fragezeichen unterwegs, wenn wir mit Platz acht schon alle Probleme gelöst hätten“, betonte der bayrische Schwabe.
In Jerez will auch Sandro Cortese in der Moto3 angreifen, vor allem aber den Rückstand zu Katar-Sieger Maverick Vinales (Spanien/Honda) deutlich verkürzen. Mit Platz drei erfüllte sich der KTM-Pilot aus Berkheim sein Minimalziel - nicht mehr, aber auch nicht weniger. „Ich musste 200 Prozent geben und die Ellenbogen benutzen, um diesen dritten Platz zu erkämpfen“, erklärte der selbst ernannte Titelkandidat, der mit der Pole Position zeigte, dass er nicht übertrieben hat. Besonders in den letzten beiden Kurven und auf der Zielgeraden zeigte er jene Cleverness, die er in seinen nun 117 Grand-Prix-Einsätzen gesammelt hat und die im Saisonverlauf noch sehr wichtig werden könnte.
In der Moto2-Kategorie kam der Stollberger Max Neukirchner auf Bradls vorjähriger Weltmeister-Kalex beim Sieg des Spaniers Marc Marquez nur als 30. und Letzter ins Ziel. Eine abgebrochene Schraube am Schalthebel warf ihn vom zwölften Platz nach 14 von 20 Runden noch weit zurück.