Bradl geht vom Verbleib in der MotoGP aus
Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Stefan Bradl kennt das Gefühl, liefern zu müssen. Und er kennt den Druck, der speziell beim Heim-Grand Prix auf den deutschen Piloten lastet. Verrückt machen lässt sich der 24-Jährige davon aber nicht.
Das Sachsenring-Rennen an diesem Wochenende, der einzige deutsche Lauf zur Motorrad-Weltmeisterschaft, ist für den MotoGP-Piloten ein Wettkampf wie viele andere auch. Weitgehend zumindest. Dass er mehr denn je im Fokus steht, dessen ist sich der Zahlinger bewusst. Nicht nur die zu erwartenden 150 000 Fans schauen besonders auf ihn, auch seine Arbeitgeber bei Honda und im LCR-Team.
„Mir ist schon bewusst, was auf dem Spiel steht. Aber weder hemmt mich das, noch gibt es mir einen Extra-Kick“, sagt Bradl im Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Ich weiß, dass ich auch in der nächsten Saison MotoGP fahren werde, nur läuft eben jetzt ein Pokerspiel ab. Und da muss auch ich mit Leistung aufwarten, egal, wie die Strecke heißt.“ Das Pramac-Ducati-Team hat schon mal Interesse am Zahlinger angemeldet, sollte es für ihn bei LCR nicht weitergehen. „Entschieden ist noch lange nichts“, meint der deutsche Vorzeige-Pilot.
In Assen vor zwei Wochen war es „ein Griff ins Klo“, wie der Moto2-Weltmeister von 2011 seine Leistung und Platz zehn deftig umschrieb. Auch der Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal gehört wie der Kurs in den Niederlanden nicht zu seinen Lieblingsstrecken, obwohl er im Vorjahr als Vierter nur knapp seinen ersten Podestplatz verpasst hatte.
Bradl ist seit seinem WM-Titel 2011 und dem darauffolgenden Umstieg in die MotoGP abgeklärter geworden. „Ich war zwar immer schon Motorsportler mit Herz und Leidenschaft, aber so intensiv wie in den vergangenen drei Jahren ist es noch nie zugegangen“, erzählt der Bayer und ergänzt: „Mein Terminkalender ist so voll, wie ich es nicht für möglich gehalten habe. Damit musste ich umzugehen lernen, mir Zeiten zur Regeneration schaffen.“
Dass sein Name Synonym für den Motorrad-Rennsport in Deutschland ist, belastet ihn nicht. „Ich habe mir aber eine ganz gute Strategie erarbeitet: Ich lasse weder das Positive noch das Negative zu nah an mich ran.“
Am Sachsenring will er trotz der ungünstigen Vorzeichen versuchen, in die Phalanx der großen Vier - Marc Marquez, Daniel Pedrosa, Jorge Lorenzo und Valentino Rossi - einzubrechen. „Sie sind aber sehr gut drauf und machen verdammt wenig Fehler, die man dann nutzen könnte“, meint Bradl, der ehrfurchtsvoll vor allem auf Überflieger Marquez schaut. „Wenn man ihn kopieren könnte, würde das bestimmt jeder tun. Marc stellt uns momentan alle in den Schatten, er ist uns mit seinem Niveau voraus.“