Motorrad-WM-Premiere für Nina Prinz auf dem Sachsenring
Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Mit 31 Jahren geht für die meisten Motorrad-WM-Piloten die Karriere so langsam dem Ende entgegen. Für Nina Prinz beginnt sie erst.
Ab Freitag dreht sie beim Deutschland-Grand Prix auf dem Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal ihre Runden und könnte als zweite deutsche Frau nach Katja Poensgen WM-Punkte einfahren.
„Soweit ist es noch lange nicht. Ich mache mir deswegen keinen Druck, lasse alles auf mich zukommen“, sagt die Kfz-Mechanikerin mit Schwerpunkt Zweirad. Sie fährt im katarischen QMMF-Team und hat dort mit dem Assen-Sieger Anthony West aus Australien einen prominenten Teamkollegen.
Eigentlich hatte Prinz die Hoffnung, einmal im Leben einen WM-Lauf zu bestreiten, schon aufgegeben. „Vor zwei Jahren hatte mein Team schon einmal eine Wild Card beantragt, aber damals gab es noch eine Altersbeschränkung und ich wurde abgelehnt. Umso mehr überraschte es mich, als ich jetzt die Zusage bekam. Die Altersbegrenzung gibt es inzwischen nicht mehr“, sagt Prinz, die sich mit guten Leistungen und Platzierungen in der 1000-Kubikzentimeter-Klasse in der katarischen Meisterschaft empfahl. Dorthin war sie vor drei Jahren gekommen, als ihr Team sie für ein Langstreckenrennen kontaktierte und drei Wochen später fest verpflichtete.
Eine Karriere im Motorsport lag für Nina Prinz praktisch vor der Haustür. „Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Da bin ich schon in jungen Jahren alles gefahren, was es gibt. Zudem gab es bei uns im Ort einen Motorsportclub, in den ich früh reingerutscht bin“, berichtet sie. 1994 veranstaltete dieser Club ein Pocketbike-Rennen und von da ab war sie im Zweiradbereich. „Zudem hatten wir im Ort eine Honda-Werkstatt, die an mir einen Narren gefressen hatte. Sie unterstützte mich mit Fahrzeugteilen, später machte ich dort auch meine Lehre“, erzählt sie von den Anfängen ihrer Karriere, die sie über den Juniorcup später in die Internationale Deutsche Meisterschaft (IDM) in der 600er-Klasse und in die Superbike-Kategorie führte.
Dass sie nicht die typische deutsche Motorrad-Rennsport-Karriere über den ADAC ging, stört sie wenig. „Ich weiß nicht, ob es für mich leichter gewesen wäre, es wurde bei uns gar nicht so in Betracht gezogen“, meint Prinz, die sich als Frau in der von Männern dominierten Sportart pudelwohl fühlt. „Keine Ahnung, warum es so wenig Frauen gibt, die Rennen fahren. Wahrscheinlich trauen sie sich nicht, weil die Umwelt sagt, dass ist ein Männersport. Talente gibt es aber sicher viele unter den Frauen“, betont sie.
Ihr Talent und ihr Durchsetzungsvermögen will Prinz am Sachsenring beweisen. Gerade in der Moto2, wo es mit Haken und Ösen zugeht und wo nicht selten auch die Ellenbogen eingesetzt werden, ist Härte gefragt. „Keine Angst, ich werde mich wehren und nicht zaghaft sein“, kündigt die Nordhessin an.
Zumal ihr der Sachsenring durchaus liegen könnte. „Ich bin früher in der IDM fünf- oder sechsmal dort gefahren. Es ist ein schöner Kurs“, sagt sie. Wunderdinge sollten von ihr aber nicht erwartet werden. Immerhin sei es eine gewaltige Umstellung von der 1000er Maschine auf das Moto2-Bike: „Da muss man jede Millisekunde in den Kurven ausnutzen, um Tempo zu machen. Das habe ich gemerkt, als wir in Aragon getestet haben.“
Ob es ein einmaliges Erlebnis sein wird oder weitere WM-Rennen folgen können, weiß Nina Prinz nicht. „Darüber ist nicht geredet worden. Aber vorstellen könnte ich es mir schon“, sagt sie selbstbewusst.