Ecclestone wegen Millionenzahlung an Banker vor Gericht
München (dpa) - Bernie Ecclestone muss die Glitzerwelt der Formel 1 gegen einen tristen Gerichtssaal in München eintauschen. Am 24. April beginnt der Bestechungsprozess gegen den 83 Jahre alten Geschäftsführer der Motorsport-Königsklasse.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Strafverfahren:
Was wirft die Staatsanwaltschaft Ecclestone vor?
Ecclestone muss sich wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor Gericht verantworten. Er soll dem ehemaligen Vorstand der BayernLB, Gerhard Grikowsky, 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt und sich einen Großteil davon in Form einer Beraterprovision von der BayernLB zurückgeholt haben. Der BayernLB ist dadurch laut Anklage ein Schaden von umgerechnet knapp 35 Millionen Euro entstanden.
Woher kannte Ecclestone den Banker Gribkwosky?
Die beiden Männer haben sich getroffen, als die bayerische Landesbank ihre Mehrheit an der Formel 1 verkaufen wollte. Die Anteile an der Rennserie waren ihr als Pfand für die Pleite der Kirch-Gruppe zugefallen. Weil die Bank nicht viel damit anfangen konnte, sollte Gribkowsky die Beteiligung zu Geld machen. Dabei kam er im Jahr 2006 immer wieder mit dem mächtigen Formel 1-Lenker Ecclestone zusammen, den der Besitzerwechsel alles andere als kalt ließ
Warum hat Ecclestone Gribkowsky 44 Millionen Dollar gezahlt?
Aus Angst vor einem Machtverlust bei der Formel 1, meint die Münchner Staatsanwaltschaft. Wie aus der Anklage hervorgeht, wollte Ecclestone Einfluss auf die Auswahl des Käufers der Formel 1 nehmen und zahlte deshalb Millionen an Gribkowsky, damit er den britischen Investor CVC aussucht. So hatte hatte es auch Gribkowsky in seinem Prozess vor Gericht erzählt und wurde deshalb im Sommer 2012 zu achteinhalb Jahren wegen Bestechlicjkeit verurteilt. Ecclestone stellte die Zahlung hingegen als eine Art Schweigegeld dar: Er habe befürchtet, dass Gribkowsky ihn bei den britischen Steuerbehörden anzeige und ihn deshalb „friedlich, freundlich und ruhig“ habe halten wollen. „Die behauptete Bestechung gab es nicht“, erklärten Ecclestones Anwälte vor Prozessbeginn.
Muss Ecclestone immer persönlich zu dem Prozess kommen?
Ja, als Angeklagter in einem Strafprozess muss der 83-Jährige an allen Tagen persönlich vor Gericht erscheinen. „Die Hauptverhandlung hat stets in Anwesenheit des Angeklagten stattzufinden“, sagt eine Gerichtssprecherin. Notfalls könne das Erscheinen per Haftbefehl erzwungen werden. Das hätte aber zur Folge, dass Ecclestone nicht mehr aus seinem Heimatland England ausreisen und somit zu keinem Rennen im Ausland mehr fliegen könnte. Deshalb rechnet niemand damit, dass er unentschuldigt fehlen wird. Eine Entschuldigung kann eine Krankheit sein, die von einem Amtsarzt attestiert wird. Nach Einschätzung der Münchner Richter wird sich Ecclestone dem Verfahren aber stellen und zum Prozess kommen. Auch er selbst hatte vor wenigen Tagen in einem Interview signalisiert, dass er Interesse daran hat, die Vorwürfe gegen ihn vor Gericht klarzustellen.
Muss Ecclestone am Ende ins Gefängnis, so wie Uli Hoeneß?
Das gilt als unwahrscheinlich. In Justizkreisen wird nicht mit einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung für den 83-jährigen gerechnet. Falls Ecclestone verurteilt wird, hängt das Strafmaß aber auch von seinem Verhalten vor Gericht ab. Ein Geständnis wirkt sich normalerweise strafmildernd aus, weil es einen langen und aufwändigen Prozess erspart. Bei Gribkowsky kam das Geständnis nach acht Monaten Verhandlungsdauer mit unzähligen Zeugen allerdings so spät, dass es die Höhe der Haftstrafe nicht mehr stark beeinflusste. Die Richter stellen sich erstmal auf einen langen Prozess gegen Ecclestone ein: Bis Mitte September sind mehr als 20 Verhandlungstage eingeplant.