Folger und Cortese in einem Motorrad-WM-Team
Doha (dpa) - Hinter ihren Namen steht die selbe Teambezeichnung, ihre Motorräder haben die gleiche Lackierung, ihre Rennkombis unterscheidet nur die Größe: Sandro Cortese und Jonas Folger bilden in der neuen Saison der Motorrad-WM ein Team.
Und auch das Motto ist gleich: „Gemeinsam gegeneinander“. Denn eines unterstreichen die beiden hoffnungsvollsten deutschen Piloten vor dem ersten Rennen am Sonntag in Katar: „Wir sind Konkurrenten. Jeder fährt und kämpft für sich allein.“
„Zumindest im Wettkampf“, relativiert Folger. Er wechselte ins Dynavolt-Intact-GP-Team, in dem Cortese bereits seit drei Jahren unterwegs ist. „Im Qualifying kann es durchaus passieren, dass wir uns gegenseitig zu besseren Rundenzeiten ziehen“, meint der Schwindegger. Er soll dem in Memmingen beheimateten Team zu dem Erfolg verhelfen, dem es zuletzt hinterher fuhr. „Ganz klar: Wir hatten uns in den drei Jahren mehr erwartet. Dass es nicht dazu kam, hat viele Gründe. Einer liegt bei mir“, sagt Cortese selbstkritisch.
Für den bislang letzten deutschen Weltmeister ist die Vergrößerung des Teams ein Neustart. „Die Jahre allein in dem Team waren wunderschön. Die ganze Aufmerksamkeit aller im Team galt mir. Aber sie waren auch schwer, weil einzig meine Informationen das Bike veränderten. Aus technischer Sicht ist die neue Konstellation jetzt besser“, erklärt Cortese.
Sein neuer Teamkollege Folger warnt jedoch: „Man kann nicht von mir auf Sandro schließen und umgekehrt. Wir sind verschieden groß, haben verschiedene Gewichte und damit völlig andere Fahrstile. Darauf sind die Motorräder abgestimmt. Sicher sind ein paar Daten austauschbar, aber weitgehend arbeitet jeder für sich allein.“ Und schon deshalb wird es auch ein Hin und Her in der Box zwischen den beiden Pilotenplätzen nicht geben.
Jeder hat seine Technik-Crew, die von Ober-Boss Jürgen Lingg gemanagt werden. Und mit denen beide so kurz vor dem Start richtig zufrieden sind. „Wir werden am Sonntag in Doha optimal vorbereitet sein“, versichert Cortese. Folger, im vergangenen Jahr als Moto2-Neuling gleich zweimal siegreich und in den Vorsaison-Tests schon wieder bärenstark unterwegs, berichtet: „In dieses Team zu gehen, war für mich wie ein Nach-Hause-Kommen. Es ist toll, dass hier deutsch gesprochen wird, da läuft die Kommunikation viel besser.“
Im Team hat man gelernt, vorsichtig mit Zielen zu sein. Beide Piloten ließen Konstanz im vergangenen Jahr vermissen. „Mir ist es lieber, ich hole immer Punkte als einmal zu siegen und dann stets auszufallen“, bemerkt Cortese. Und Folger ergänzt: „An den Titel verschwenden ich und das Team keinen Gedanken. Allein die Tatsache, dass mit Weltmeister Johann Zarco und dem WM-Zweiten Alex Rins die Protagonisten des Vorjahres in dieser Klasse geblieben sind, zeigt, wo die Favoritenbürde liegt.“
Bei aller Konkurrenz unter den beiden Teamkollegen versichert Cortese: „Egal, wie die Rennsituation ist: Einen gegenseitigen Abschuss auf der Strecke wird es bei uns nicht geben.“ Im Gegenteil: Beide Fahrer auf dem Siegerpodest wie im vergangenen Herbst in Japan, damals noch für verschiedene Teams, wäre ein wahrgewordener Traum.