Abu Dhabi für Vettel was besonderes
Abu Dhabi (dpa)- Auf dem Weg vom Flughafen Abu Dhabis zum Yas Marina Circuit kündete noch so gut wie nichts von der bevorstehenden Ankunft des frischgebackenen viermaligen Formel-1-Weltmeisters.
Auf der Sport-Titelseite der „Gulf News“ prangte stattdessen sogar riesengroß Bayern Münchens Franck Ribéry als Top-Herausforderer für Lionel Messi bei der Weltfußballerwahl des Jahres - weit und breit keine Spur von Sebastian Vettel.
Spätestens wenn der Red-Bull-Pilot am Donnerstag die Anlage auf Yas Island betritt, wird sich das ändern. Geputzt, gestrichen und gefegt wurde am Tag vorher bereits kräftig. Aber wie hat der jüngste Vierfach-Champion der Formel 1 die erste Party-Runde weggesteckt? Und wie wird er die restlichen drei Rennen angehen?
Die Antworten liegen bei Vettel auf der Hand: Für den Angriff auf den nächsten Michael-Schumacher-Rekord wird der Heppenheimer topfit und bereit sein. Für sich und für sein Team: „Es macht so viel Freude, ins Auto zu steigen und für die Jungs das Beste zu versuchen“, betonte Vettel. Und: „Das Rennen in Abu Dhabi ist einer der Höhepunkte im Rennkalender“, betonte Vettel am Mittwoch in der offiziellen Teamvorschau.
Noch ein Sieg, und er stellt die neun Jahre alte Schumacher-Bestmarke von sieben Erfolgen in Serie in einer Saison ein. Zwei Rennen bleiben dann noch in Austin und Sao Paulo, um auch hier die Spitze zu übernehmen. Und wie Siege gehen auf dem 5,554 Kilometer langen Kurs, auf dem 55 Runden zu drehen sind, weiß Vettel: 2009 gewann er dort die Premiere. Ein Jahr später wiederholte er den Sieg, übernahm mit einer grandiosen Punktlandung im Finale zum ersten Mal in seiner Karriere die WM-Führung und startete damit am 14. November 2010 in dem Emirat seine Titelsammlung. „Das war ein Ereignis, das ich niemals vergessen werden“, bekräftigte Vettel noch einmal.
1085 Tage später wird er als viermaliger Titelträger auf das Erlöschen der Roten Ampeln warten. Gestartet wird bei schon schwachem Tageslicht, hinein in die Dämmerung, bis es dunkel ist über der künstlich aufgeschütteten Insel. Auf ein reines Schaulaufen des Champions brauchen seine Rivalen aber nicht zu hoffen. Schließlich kann Vettel auch noch die weitere Schumacher-Rekordmarke von 13 Siegen in einer Saison, ebenfalls aus dem Jahr 2004, egalisieren - zehn der bisherigen 16 Grand Prix hat er schon für sich entschieden.
„Ich finde es toll, dass sie jemand brechen kann, den ich seit vielen Jahren gut kenne und mag. Insofern bin ich da ganz entspannt“, sagte Schumacher dem Magazin „Sport Bild“ (Mittwoch) - allerdings mit Blick auf seine sieben Titel. „Mag sein, dass er sich früher von mir einiges abgeschaut hat, aber er ist längst auf seinem eigenen Level.“
Deswegen bleibt der Vettel-Konkurrenz neben weiteren Experimenten für 2014 nur der Kampf um den Besten der Geschlagenen. Dabei birgt der Kampf um Platz zwei in der Fahrerwertung durchaus auch einigen Zündstoff. Noch hat ihn Alonso inne mit 207 Punkten. Auf 183 Zähler kommt Kimi Räikkönen, sein künftiger Teamkollege bei Ferrari.
Der stolze Spanier dürfte alles daran setzen, nicht auch diese Schmach noch über sich ergehen lassen zu müssen, bevor die beiden Ex-Weltmeister im kommenden Jahr zusammen für Ferrari fahren. Im Gegensatz zu seinem finnischen Verfolger (2012) und dem WM-Dritten, Lewis Hamilton im Mercedes (2011), konnte Alonso aber ausgerechnet dort, wo der mit sage und schreibe acht Hektar weltgrößte überdachte Themenpark namens Ferrari World steht, noch nie gewinnen.
Die Hoffnung auf eine Anstellung bei dem italienischen Traditionsteam musste Nico Hülkenberg seit geraumer Zeit aufgeben. Bis diesen Donnerstag wollte der aktuelle Sauber-Pilot eigentlich Klarheit über seine nahe Formel-1-Karriere, sprich sein Cockpit fürs kommende Jahr haben. Das dürfte aber knapp werden. Noch immer ist bei Lotus keine Entscheidung für die Räikkönen-Nachfolge gefallen. Also wird der Emmericher nach seinem technisch bedingten Ausfall ebenso wie der Indien-Zweite hinter Vettel, Nico Rosberg im zweiten Mercedes, und Adrian Sutil im Force India versuchen, neben dem alles überstrahlenden Vettel für deutschen Glanz in der Dunkelheit von Abu Dhabi zu sorgen.