Asien-Wochen: Für Vettel beginnt der WM-Endspurt
Berlin (dpa) - Singapur, Südkorea, Japan - und schon im Land des Lächelns kann Sebastian Vettel seinem einstigen Idol Michael Schumacher einen weiteren Schritt näher kommen. Rechnerisch ist der vierte WM-Titel in Serie für den Red-Bull-Piloten bereits vier Rennen vor Saisonschluss möglich.
Und die Bilanz des Formel-1-Titelverteidigers auf den kommenden drei Strecken könnte in den vergangenen beiden Jahr kaum besser sein: Gewinner in Singapur 2011 und 2012, Gewinner in Südkorea 2011 und 2012, Gewinner in Japan 2012 und Dritter in Japan 2011.
Hat Vettel nach dem Rennen 2013 im Vergnügungspark von Suzuka in Japan 100 Punkte Vorsprung auf Rang zwei, steht er vier Rennen vor Schluss als Weltmeister fest. Nicht völlig unmöglich, auch wenn Vettel selbst solche Rechenspiele gar nicht mag. Deswegen wird der 26-Jährige, der mit 53 Punkten mehr im Gepäck als Verfolger Fernando Alonso nach Asien reist, auch nach seiner Ankunft am Donnerstag in Singapur sein Credo gebetsmühlenartig wiederholen: „Wir müssen nur von Rennen zu Rennen und auf uns selbst schauen.“
Schließlich hat Vettel genau dieses Prinzip 2010, 2011 und 2012 zum WM-Erfolg geführt. So wurde er schon zum jüngsten Weltmeister, zum jüngsten Doppel- und auch zum jüngsten Dreifach-Champion. So gelangen ihm 32 Siege in 113 Rennen, so schnappte er sich 40 Mal die Pole Position und so schaffte er es fast in jedem zweiten Rennen aufs Podium.
Glaubt man Vettel, hatte daran auch sein Teamkollege Mark Webber einen gewissen Anteil - trotz aller Differenzen. „Man kann über unser Verhältnis denken, was man will, aber letzten Endes haben wir uns beide sehr hart gepusht. Das wird mir fehlen“, sagte Vettel in einem Interview der österreichischen Zeitschrift „Sportwoche“. Webber, der ins Langstreckenprogramm von Porsche wechselt, habe „immer zwei, drei Ecken gehabt, wo ich mir die Zähne ausgebissen habe“, ergänzte Vettel.
Von den Spekulationen um seinen künftigen Teamkollegen ließ er sich in den vergangenen Wochen und Monaten nicht ablenken. Und schon gar nicht ließ er sich nach seinem Sieg zuletzt in Monza von den Buhrufen der Ferrari-Tifosi bei der Siegerehrung aus dem Konzept bringen. Und so wird er sicher auch mit rhetorischem Geschick und diplomatischem Feingefühl am Rande des spektakulären Nachtrennens in Singapur auf die kommende Ferrari-Allianz mit Noch-Lotus-Pilot Kimi Räikkönen und Scuderia-Platzhirsch Alonso reagieren.
Vettel verfolgt sein Ziel aber nicht minder verbissen. Als er in Spa-Francorchamps ständig auf sein ungewohnt erblondetes Haar angesprochen wurde, fand er das weniger unterhaltsam. Nur das Wesentliche zählt. Nicht nur deswegen ähnelt er in manchen Dingen Rekordweltmeister Schumacher. „Er hat in kurzer Zeit drei Titel gewonnen, warum sollte er nicht auch sieben schaffen“, sagte der siebenmalige Champion neulich einmal über seinen Kumpel, der geradewegs Titel Nummer 4 entgegensteuert.
„Vettel hat eine realistische Chance, die Rekorde von Michael Schumacher zu brechen - diese Chance hatte niemand in den vergangenen Jahren“, betonte jüngst die amerikanische Motorsportikone Mario Andretti in einem Interview der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Und der pensionierte Altmeister Schumacher, der auf insgesamt 91 Rennsiege und 68 Poles kam, hätte nicht mal etwas dagegen. „Wenn Sebastian mich einmal überholen würde, wäre ich glücklich für ihn.“ In Singapur, Südkorea und Japan kann Vettel seinen nächsten Schritt dahin machen.