Cooler Vettel siegt und greift schon nach WM-Titel
Yeongam (dpa) - Sebastian Vettel kann nach seinem souveränen Sieg beim turbulenten Südkorea-Rennen schon in einer Woche zum vierten Mal Formel-1-Weltmeister werden.
Der Red-Bull-Pilot ließ sich in Yeongam auch von zwei Safety-Car-Phasen und einem Feuerwehrwagen auf der Strecke nicht beirren und fuhr unbeeindruckt zu seinem achten Saisonerfolg. Der dreimalige Champion setzte sich auf dem 5,615 Kilometer langen Korea International Circuit vor dem Lotus-Duo Kimi Räikkönen und Romain Grosjean durch.
„Yes, das lief echt rund“, kommentierte der Heppenheimer. „Alles in allem ist es fantastisch gelaufen. Ich liebe meine Arbeit, ich genieße den Moment.“ Sein Teamchef Christian Horner zollte ihm Respekt. „Sehr gut gemacht, sehr diszipliniert“, resümierte der Brite. „Das war nicht ganz so einfach, wie es aussah. Sebastian musste sehr diszipliniert fahren. Er hat die ganze Sache aber in einer anderen Klasse bestritten.“
Vettels ärgster WM-Rivale Fernando Alonso kam in seinem Ferrari nicht über Platz sechs hinaus. Fünf Rennen vor Saisonende hat der Asturier als Zweiter schon 77 Punkte Rückstand auf Vettel, der damit beim nächsten Formel-1-Rennen in Japan das erneute Championat perfekt machen könnte.
Nach einem furiosen Grand Prix verpasste Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg zwar das Podium, durfte sich als Vierter aber über seine beste Saisonplatzierung freuen. Rang vier war ihm zuvor nur einmal 2012 in Belgien gelungen. „Es war mit Sicherheit eines meiner besten Rennen. Wahrscheinlich ein Meisterstück“, meinte Hülkenberg stolz.
Für Mercedes lief es hingegen nicht rund. Lewis Hamilton musste sich mit Rang fünf zufriedengeben, sein Silberpfeil-Kollege Nico Rosberg mit Position sieben. „Für mich war es schade heut', es war ein sicheres Podium. Und dann fällt der Frontflügel ab“, haderte der Wiesbadener. Ohne Punkte beendete Force-India-Pilot Adrian Sutil das Rennen, er schied kurz vor Schluss aus.
Nach seiner 42. Karriere-Pole erwischte Vettel einen blendenden Start und führte das Feld in die erste Kurve - genau so, wie sich das der Hesse und sein Rennstall gewünscht hatten. Schon im ersten Umlauf musste sich hingegen fast ein Ferrari verabschieden. Nach einem Dreher, bei dem Felipe Massa seinen Teamkollegen Alonso leicht berührte, wurde der Brasilianer weit zurückgeworfen.
An Vettels Fersen hefteten sich Lotus-Pilot Grosjean sowie die beiden Mercedes-Männer Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Dahinter reihten sich Sauber-Fahrer Hülkenberg und Alonso ein, der große WM-Rivale des dreimaligen Weltmeisters im Red Bull. Räikkönen blieb im zweiten Lotus als Siebter in Schlagdistanz.
Auf dem vor drei Jahren eröffneten Korea International Circuit, rund 350 Kilometer von der Hauptstadt Seoul entfernt in der Nähe des Ostchinesischen Meeres liegend, kamen Hamilton und Alonso in Runde zehn an die Box. Zwei Umläufe später steuerte auch Vettel seinen Wagen erstmals zum Reifenwechsel. Nach einer weiteren Runde hatte sich der 26-Jährige seine Führungsposition wieder gesichert.
Von den Ausläufern des Taifuns Fitow war nichts zu sehen. Vettel hingegen zeigte in dieser unspektakulären Phase des Rennens eines: seine Klasse. Auch von der Pechsträhne von Yeongam - noch nie hatte ein Fahrer in Südkorea von Startplatz eins aus den Grand Prix für sich entschieden - blieb er unbeeindruckt.
Spannung gab es an der Spitze kaum. Vettel hatte einen entspannten Vorsprung auf Grosjean, mehr als vier Sekunden trennten ihn von dem Franzosen. Zur Halbzeit wies Alonso einen satten Rückstand von mehr als 30 Sekunden auf Vettel auf. Die WM-Aufholjagd rückte für den Asturier, der 2010 nach einem Chaosrennen noch in Yeongam gewonnen hatte, damit in weite Ferne. Die vorderen Plätze verlor auch Rosberg aus den Augen. Wegen Problemen an der Nase seines Silberpfeils musste er in Runde 29 an die Box und die Front tauschen lassen.
Etwas Brisanz versprach zumindest der Kampf um Platz vier, in den Hülkenberg, Hamilton und Alonso involviert waren. Der Emmericher behauptete sich jedoch glänzend. Hamilton verzweifelte schier am traktionsstarken Deutschen und fragte wenige Runden vor dem Ziel sogar über Funk an der Box nach: „Habt ihr noch eine Idee, was ich tun kann?“ Doch die gab es nicht.
23 Runden vor Schluss kam das Safety Car nach einem Reifenplatzer bei McLaren-Mann Sergio Pérez erstmals zum Einsatz, das Feld zog sich zusammen - Vettel juckte das wenig. Nach einem Feuer am Red Bull musste Webber seinen Wagen dann vorzeitig abstellen, das Safety Car kam wieder auf den Asphalt. Vettel setzte seine Alleinfahrt zum dritten Sieg in Serie in Yeongam aber unbeirrt fort.