Der Kampf um Platz zwei: Räikkönen nimmt Auszeit
Abu Dhabi (dpa) - Diesmal hat Kimi Räikkönen in Abu Dhabi erstmal alle in Ruhe gelassen. Der finnische Formel-1-Pilot blieb einfach der Strecke fern. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison.
Schon in Belgien hatte er die üblichen Medienrunden geschwänzt. Damals ging es um seine Zukunft. Unwohlsein verhinderte aber sein Erscheinen an der Strecke einen Tag vor den Trainingsrunden. Diesmal hätten ihn bohrende Fragen nach dem verbalen Duell mit Lotus-Renndirektor Alane Permane erwartet.
So ist Räikkönen - noch. Derartiges wird er sich in der kommenden Saison kaum erlauben können, wenn er wieder für Ferrari fährt. Und das mit Fernando Alonso. „Menschlich kann ich nichts über ihn sagen, weil ich ihn nicht gut genug persönlich kenne“, betonte der 32 Jahre alte Spanier am Donnerstag. „Als Fahrer ist er ein großer Champion und sehr, sehr schnell.“
Vielleicht sogar so schnell, dass er Alonso in den letzten drei Saisonrennen noch von Platz zwei der WM-Wertung verdrängt und vor dem Teamduell schon mal einen kleinen Prestigeerfolg gegen den stolzen Iberer verbuchen kann. 24 Punkte Rückstand hat Räikkönen. Angst wird der „Iceman“ vor dem „Samurai“ nicht haben. Auch wenn Alonso am Donnerstag schon mal ein Bild von sich vor einem riesigen Selbstporträt im ferrariroten Overall twitterte.
Deswegen blieb der Finne der Strecke auf Yas Island aber nicht fern. Nein, Räikkönen, so hieß es vom Team, habe wegen des abendlichen Rennens (Start 17.00 Uhr Ortszeit) auch eine spätere Anreise gewählt, um sich nicht auf die anderen Zeitzone (plus drei Stunden gegenüber MEZ) einstellen zu müssen. Eine bislang unbekannte Art der Vorbereitung auf das Rennen, das bei Dämmerung gestartet wird und im Dunkeln endet. Und das Räikkönen 2012 gewann. Auf dem Weg zu seinem ersten Sieg nach seiner Rückkehr in Formel 1 funkte er damals an den Kommandostand: „Lasst mich in Ruhe. Ich weiß, was ich tue.“
Einen weiteren Vorgeschmack auf die „Kultfigur“ Räikkönen bekam sein alter und neuer Arbeitgeber am vergangenen Wochenende geboten. Da leistete sich Räikkönen ein kurzes Wortduell der unflätigeren Art mit Permane. Teamchef Eric Boullier sah sich sogar genötigt, sich für den Disput zu entschuldigen. Räikkönen hatte in Indien auf stark abbauenden Reifen seinem schnelleren Kollegen Romain Grosjean keine Vorfahrt gewähren wollen. „Ich fahre gegen alle gleich. Gegen Fahrer von anderen Teams und gegen meinen Stallgefährten“, betonte Räikkönen.
Das wird nächstes Jahr erst recht der Fall sein, wenn sich die beiden Tattoo-Träger Alonso und Räikkönen auf der Strecke den ein oder anderen Nadelstich versetzen dürften. Der Spanier versucht nun seit vier Jahren vergeblich, was seinem mittlerweile auch schon 34 Jahre alten Bald-Teamkollegen gleich im ersten Anlauf gelungen war: Im Ferrari Weltmeister zu werden.
Im ersten Comeback-Jahr belegte Räikkönen im Lotus gleich WM-Rang drei hinter Vettel und Alonso. Vor dem Großen Preis von Abu Dhabi an diesem Sonntag (14.00 Uhr MEZ/RTL und Sky) ist die Rangfolge dieselbe, aber Räikkönen hatte einen Tag mehr Ruhe - und die braucht er in Abu Dhabi bekanntlich besonders.