Druck auf Ecclestone: Nürburgring beklagt Kosten
Berlin (dpa) - Nicht um jeden Preis: Im Kampf um die Formel-1-Zukunft auf dem Nürburgring hat Geschäftsführer Jörg Lindner von Chefvermarkter Bernie Ecclestone eine Reduzierung der Kosten gefordert.
Ansonsten gehen in der Eifel die Formel-1-Motoren aus.
„Die zurzeit noch geltenden Konditionen erzeugen hohe und nicht mehr hinnehmbare Verluste“, sagte Lindner der Nachrichtenagentur dpa. „Deshalb kann es eine Fortsetzung der großen und legendären Tradition der Formel 1 auf dem Nürburgring nur geben, wenn ein künftiger Vertrag wirtschaftlich und politisch vertretbare Regelungen enthält.“ Das kommende Rennen ist noch vertraglich gesichert.
Auch aus Sicht der rheinland-pfälzischen Landespolitiker droht der Grand Prix aber der Schlusspunkt unter dem Kapitel „Königsklasse“ zu werden, wenn Formel-1-Geschäftsführer Ecclestone nicht nachgibt. „Ob das Rennen am Wochenende das letzte sein wird, hängt damit maßgeblich von den Forderungen von Bernie Ecclestone ab“, sagte Vize-Regierungschefin und Wirtschaftsministerin Eveline Lemke in einer Presseerklärung der rot-grünen Landesregierung am Montag.
Die Streckenbetreiber müssen zig Millionen zahlen, damit sie ein Formel-1-Rennen bekommen. Die Kosten steigen in der Regel jährlich, als Einnahmen bleiben aber nur die Zuschauergelder.
Derzeit wechseln sich der Ring in der Eifel und der Hockenheimring jährlich ab. Auch bei den Nordbadenern stand die Formel 1 bereits einmal auf der Kippe. Ecclestone lenkte damals ein, der 2009 neu geschlossene Vertrag enthält günstigere Konditionen für die Streckenbetreiber und endet 2018.
Allerdings reagierte Ecclestone bei anderen Rennstrecken auf Drohungen auch schon mal unwirsch. Die Nachfrage neuer Märkte reißt nicht ab: Indien-Premiere in diesem Jahr, 2012 Debüt in Texas und 2014 soll der russische Winter-Olympia-Ort Sotschi seine Formel-1-Premiere erleben. Ein Jahr ohne deutsches Rennen ist allerdings auch schwer vorstellbar. Seit jeher gehört die Heimat von Sebastian Vettel und Michael Schumacher zu den Kernmärkten des Milliarden-Geschäfts. Auf dem Nürburgring fand 1951 das erste Mal ein Formel-1-Grand-Prix statt.
Die Frage, ob die Formel 1 am Nürburgring aber überlebensnotwendig sei, müsse man sicherlich aus zweierlei Richtungen betrachten, erklärte Lindner von der Betreibergesellschaft Nürburgring Automotive GmbH. „Für uns als Rennstrecke bedeutet das Gastspiel der Formel 1 eine 14-tägige Blockierung der Rennstrecke“, sagte er. In den Jahren, in denen die Formel 1 nicht am Nürburgring Station macht, „schaffen wir es ohne Probleme, diese 14 Tage auch mit anderen, attraktiven und vor allen finanziell lukrativen Veranstaltungen zu bespielen. Die Nachfrage ist meist höher als die Ressource Möglichkeiten bietet.“
Demgegenüber stellte Lindner „die Strahlkraft der Veranstaltung“. Laut Studien würden zwischen 50 und 60 Millionen Euro nur durch die Formel 1 in der Region erwirtschaftet. „Das sollte man bei der Diskussion über den Sinn und Unsinn der Formel 1 nicht aus den Augen verlieren und ganz klar in die Rechnung einbeziehen“, sagte der Geschäftsführer. Daher sollte ein neuer Kontrakt mit wirtschaftlich und politisch vertretbaren Regelungen „ein gemeinsames Interesse von Ecclestone und Nürburgring sein“. Nun ist wohl Ecclestone am Zug.