Erst Schumacher, nun Hamilton: Rosberg unter Druck
Suzuka (dpa) - Schon als Teenager hatte Nico Rosberg so eine Vorahnung. Bereits als Nachwuchspilot duellierte sich der Spross des früheren Formel-1-Weltmeisters Keke Rosberg auf der Kartbahn mit Lewis Hamilton.
„Ich habe damals zu ihm gesagt: Wie cool wäre das eigentlich, wenn wir mal zusammen in einem Formel-1-Team fahren würden“, erzählt Mercedes-Pilot Rosberg. Der Teenie-Wunsch geht bald in Erfüllung. Noch-McLaren-Star Hamilton sitzt 2013 wie Rosberg im Silberpfeil. Als Nachfolger des scheidenden Rekordweltmeisters Michael Schumacher.
Rosberg wirkt richtig aufgekratzt, wenn er über den spektakulären Wechsel seines Kumpels aus Jugendtagen spricht, mit dem er einst die Hotelzimmer teilte. Der Frohsinn sprudelt nur so aus ihm heraus: „Das ist großartig, dass er kommt. Ich freue mich drauf.“ Es wirkt authentisch. Rosberg kann die Ankunft Hamiltons offenbar wirklich kaum erwarten.
Dabei dämmert auch dem 27-Jährigen: „Klar, Formel 1 ist natürlich etwas anderes. Das ist nicht Go-Kartfahren.“ Hamilton könnte ihn in Bedrängnis bringen. Der sechs Monate ältere Brite ist immerhin 2008 gleich im zweiten Formel-1-Jahr mit McLaren Weltmeister geworden und gewann bislang 20 Grand Prix. Rosberg gewann im April in China sein erstes und bislang einziges Rennen und ist noch lange nicht im Rang eines Hamilton angekommen.
Genau das könnte zu Rosbergs Problem werden. Hamilton saß seit seinem Formel-1-Einstieg 2007 in einem Top-Auto, ist längst ein globaler Star und gilt als kompromisslos und launisch. Bei Mercedes dürfte der Brite von Beginn an klar seine Ansprüche formulieren. Schließlich wurde er geholt, um das Team nach drei Jahren endlich aus dem grauen Mittelfeld herauszuführen. Zwar dementiert der Rennstall heftig, dass Hamilton einen Nummer-1-Status erhält. Doch in der Branche wird genau das erwartet, zumal Mercedes für den Transfer tief in die Tasche griff.
Rosberg stellt sich zumindest auf ein enges Duell ein. „Das wird hart, klar“, meint er. Zumindest gibt Rosberg sich sicher, grundsätzlich gleich behandelt zu werden.
Hamilton aber hat klare Ziele - und wird diese mit aller Macht verfolgen. Ähnlich wie Schumacher nach dessen Wechsel 1996 zu Ferrari will Hamilton das Team zum Titelanwärter formen und mit WM-Triumphen zur Legende werden. „Natürlich ist das immer der Plan“, offenbarte Hamilton. Mithilfe des Weltkonzerns Mercedes will er endgültig zur Sportikone im Stil eines David Beckham aufsteigen. Erfolge für Rosberg kämen ihm dabei wohl eher ungelegen.
Angesprochen darauf, ob die Herausforderung künftig nicht noch größer werde, hält Rosberg kurz inne. „Also, meine erste Reaktion war eigentlich eher positiv“, meint der Wiesbadener, der gewiss nicht unter mangelndem Selbstbewusstsein leidet. „Ich weiß, dass ich einen guten Job mache.“ Im Stallduell mit Schumacher lag Rosberg bislang zumeist vorn und sammelte seit 2010 beständig mehr Punkte als der Altmeister. Künftig wird er an Hamilton gemessen.