Formel-1-Riesenreform bereitet Kopfzerbrechen

Monte Carlo (dpa) - Die größte Regelreform der Formel 1 seit langer Zeit wirft ihre Schatten voraus.

Selbst der gut situierte Branchenführer Red Bull klagt über die hohen Kosten, die durch die parallele Arbeit an den Autos für 2014 mit den neuen 1,6-Liter V6-Turbo-Motoren und den aktuellen Rennwagen mit den herkömmlichen 2,4 Liter V8-Triebwerken anfallen. „Es ist höllisch teuer“, meinte Weltmeister-Teamchef Christian Horner. „Und das Timing ist wahrscheinlich nicht so ideal für die Teams, die ein bisschen weiter hinten stehen.“

Das Geschacher um neue Verträge mit den drei derzeitigen Motoren-Herstellern in der Formel 1 ist längst in vollem Gange. Mercedes, Ferrari und Renault liefern vorerst auch in der kommenden Saison die Triebwerke, 2015 steigt Honda bei McLaren ein. Medienberichten zufolge soll das Renault-Rundum-Leasingpaket in der nächsten Saison rund 20 Millionen Euro kosten, Mercedes soll nach Informationen von „auto, motor und sport.de“ drei Millionen Euro günstiger sein. Bislang schwankten die Preise zwischen 9 und 15 Millionen Euro. Durch die teuren Entwicklungskosten für die neuen Aggregate können die Hersteller diese aber schlichtweg nicht mehr halten.

Angeblich wird der deutsche Autobauer neben dem eigenen Team, McLaren und Force India im kommenden Jahr auch noch Williams versorgen. Weltmeister Red Bull setzt indes weiter auf Renault, ebenso Lotus und wohl auch Toro Rosso, bislang von einem Ferrari angetrieben. Spekuliert wird, dass die Italiener dann neben Sauber auch Marussia beliefern.

Erstmals seit langer Zeit können die Hersteller der Formel 1 zwar wieder ein Auto zusammen mit einem Motor entwickeln und müssen nicht das eine nachträglich auf das andere abstimmen. Teams wie Mercedes setzen darin ihre großen Hoffnungen. Um die doppelte Arbeit auch personell stemmen zu können, arbeiten die Top-Rennställe mit zwei Entwicklungsteams nebeneinander. „Diese parallele Arbeit ist essenziell“, betonte bereits Mercedes-Teamchef Ross Brawn. Die Silberpfeile stockten ihr Ingenieurs-Reservoir dazu jüngst auch noch mit dem ehemalige McLaren-Mann Paddy Lowe auf.

Die Reise in die neue Turbo-Ära ist für alle ein Abenteuer, aber je kleiner das Team, umso größer sind Nöte und Bedenken. „Das komplette Auto wird neu sein“, betonte Franz Tost von Red Bulls Zweitteam Toro Rosso. Auch er stellte stirnrunzelnd fest: „Es wird auch finanziell eine Herausforderung, denn alles wird viel teurer.“ Dabei hat die Formel 1 in den vergangenen Jahren tunlichst die Kosten zu bremsen versucht: Die Motorenentwicklungen wurden eingefroren, Testfahrten gestrichen und weitere Maßnahmen durchgeführt, um Geld zu sparen und damit das Überleben zu sichern.

Und nun? „Wir können verstehen, dass die Motorenhersteller ein Produkt haben wollen, das näher an dem ist, was die Leute auf der Straße kaufen“, meinte Lotus-Mitbesitzer Gerard Lopez. Auch ihn treibt aber die Sorge um, dass die technische Zäsur in der Königsklasse zu gewaltigen Leistungsunterschieden führen könnte. „Das Unerwartete wäre gut, aber das Unerwartete mit großen Lücken wäre wirklich schlecht“, befand Lopez.